Album info

Album-Release:
2021

HRA-Release:
19.03.2021

Album including Album cover

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Formats & Prices

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FLAC 44.1 $ 13.50
  • 1 Jesaja 06:25
  • 2 Theo 05:59
  • 3 Mann Mann 06:00
  • 4 White Lake 06:17
  • 5 Along Came Betty 05:59
  • 6 Bloodline 05:53
  • 7 Mach Die Äuglein Wieder Auf 04:54
  • Total Runtime 41:27

Info for Bloodline

Töne – kann man nicht erfinden. Sie waren lange vor uns da, begegnen uns im Augenblick, kennen aber weder Zuvor noch Danach. Womöglich haben die Töne ja uns erschaffen, um gespielt und gehört zu werden. Sie stecken in uns, unseren Schwingungen, Bewegungen, Gedanken, in den Spuren unseres Lebens. Unser Miteinander ist ein ständiges Wechselspiel von Harmonie und Dissonanz, eine Abfolge von Rhythmen, Verdichtungen und Phasenverschiebungen. Mikrokosmos-Makrokosmos, Yin und Yang, Huhn oder Ei. Steckt die Musik in uns, oder sind wir am Ende selbst nur eine Kadenz?

In letzter Konsequenz ist das Spiel mit den Tönen nichts anderes als die bewusste Akzeptanz des Lebens. Brauchen wir mehr als dieses bedingungslose Einlassen auf die Schöpfung, um Musik zu hören? Sie zu spielen? Nichts könnte jemals verklingen. Jeder Ton, jeder Takt ist ewig. Selbst das Anklingen ist nur Illusion. Die Teilhabe an der Immergültigkeit des Klanges entspricht der punktuellen Einsicht in den Kanon des Universums, die wir Wahrnehmung nennen.

Lebendige Musik im ursprünglichen Sinn des Wortes basiert auf dem unbedingten Respekt gegenüber jedem einzelnen Ton, jedem Takt, jeder Harmonie. Jenseits physikalischer Beschreibbarkeit ist jeder Klang einzigartig. Die Unverwechselbarkeit von Timbre, Kolorit und Stimmung ließe sich niemals unterwerfen. Gelingt es dem schöpferischen Individuum, sich mit dem unergründlichen Mysterium des Klanges zu synchronisieren und Improvisation als Kategorie des Lebens zu verinnerlichen, vereint sich das göttliche Prinzip der Musik mit unserem Puls, Atem, Schritt, unserem Biorhythmus und – Stammbaum. (Wolf Kampmann)

Robert Keßler, Gitarre
Andreas Henze, Kontrabass
Tobias Backhaus, Schlagzeug




Robert Keßler
ein Porträt des Gitarristen mit seinem Namen zu beginnen, widerspricht allem, wofür der zurückhaltende Berliner steht. Wenn er spielt, egal ob im Studio oder auf der Bühne, steht er mit seiner Persönlichkeit voll und ganz im Dienste seiner Musik. Selbst dieses „seine Musik“ würde er kritisch hinterfragen, denn was er erfindet und an seine Hörerschaft weitergibt, gehört nicht ihm, sondern allen, die sich darauf einlassen. In diesem Sinne haben seine Kompositionen und deren Umsetzung eine Qualität, die man nur ganz selten findet: Sie scheinen ihren Hörern selbst mehr zuzuhören als sie zum Hören aufzufordern. Robert Keßler geht es immer und ausnahmslos um Gegenseitigkeit im Austausch. Kunst ist für ihn alles andere als Selbstzweck. Auch wenn sie ihm hier und da helfen mag, eigene Fragen zu beantworten, ist sie ihm doch immer ein Medium der zwischenmenschlichen Interaktion, das jeden öffentlichen Raum in ein privates Refugium verwandelt. Jeder Hörer und jede Hörerin darf sich aus gutem Grund als einziger Adressat seiner Musik fühlen.

Der Philosophie des absoluten Klangerlebnisses huldigt er insbesondere auf seinem zweiten Album „Bloodline“, das er mit Bassist Andreas Henze und Drummer Tobias Backhaus eingespielt hat. Mit beiden Musikern bildet er eine verschworene Einheit, die mehr noch als auf musikalischen Werten auf menschlicher Verbundenheit beruht. Auf „Bloodline“ gibt es nichts Banales, keinerlei Hierarchien oder Kategorisierungen. Er feilt an jeder Nuance so lange, bis sie hundertprozentig stimmt. Nichts liegt ihm ferner, als die Jazzgitarre neu zu erfinden, und doch ist „Bloodline“ ein lupenreines Jazzalbum, das zwar nicht mit Konventionen bricht, innerhalb des Jazzvokabulars aber zu sehr unkonventionellen Erzählsträngen führt. Jeder einzelne Ton, den er kraft seiner Inspiration über die Finger auf die Saiten seiner Gitarre transformiert, ist ein komplettes Selbstporträt. Die DNS weniger Takten reicht aus, um zu Recht das Gefühl zu erlangen, einen Menschen kennenzulernen.

1984 in Jena geboren, schlug sein Herz schon früh für die Musik. Als Teenager fuhr er mit dem Fahrrad zu Jazz- Festivals, um seinen Idolen zu begegnen, später führte ihn sein Weg ins Mutterland des Jazz. Nach seinem Studium an der Hochschule für Musik Hanns Eisler und dem Jazz Institut Berlin bei Kurt Rosenwinkel und Jiggs Whigham erklärte er seine Liebe dem Modern Jazz auf seinem sein Debüt-Album „Jasmin“. In den folgenden Jahren öffnete er sich zusehends dem Blues, R ́n ́B und Country wie auch Musikkulturen Lateinamerikas, Spaniens, Arabiens und Osteuropas, nahm mit der Band Klezmeyers die Platten „Emilias Lächeln“ und „Moravica“ auf und ging mit ihnen auf Europatour. Er war an Produktionen des Berliner Theaters des Westens und des Theaters am Potsdamer Platz beteiligt, spielte Soundtracks ein und arbeitete mit Künstlern wie Jocelyn B. Smith, New York Voices, Udo Lindenberg, Felix Jaehn sowie Herbert Grönemeyer. Seit 2017 ist er Professor für Gitarre und Ensemble an der SRH University Berlin, School of Popular Arts ehemals Hochschule der Populären Künste und leitet dort die Studiengänge Musikproduktion und Popularmusik. Mittlerweile lebt er mit seiner Frau und drei Kindern in Berlin-Weißensee.

Der familiäre Alltag, die täglichen Eindrücke seines Wohnumfelds, der Input, der ihm Stunde um Stunde von seinen Studenten entgegengebracht wird, fließen ebenso in seine Musik ein wie die Impulse seiner Vorbilder John Coltrane, Barney Kessel, Jim Hall, Pat Metheny oder Sting und sein unerschütterlicher Glaube an das Gute im Menschen. Seine Musik mag weder avantgardistisch noch futuristisch sein, sein Respekt vor der Jazztradition ist unüberhörbar, und doch setzt sich sein Schaffen zu einer Utopie des Machbaren zusammen. Der Begriff „gute Musik“ im ursprünglichen Sinne des Wortes ist bei Robert Keßler buchstäblich in guten Händen.

Robert Keßler muss nicht alle halbe Jahre neue Alben veröffentlichen, um sich als Künstler zu spüren. Zwischen zwei Platten unter seinem Namen darf auch mal ein ganzes Jahrzehnt liegen, weil ihm auch noch andere Aspekte im Leben wichtig sind. Aber gerade diese Selbstehrlichkeit im Umgang mit seiner Laufbahn macht seine Musik eben auch so glaubwürdig. Mit Keßler spricht ein Musiker zu uns, der nicht nur mitten im Leben steht, sondern auch nirgendwo anders sein will. Wenn er etwas auf seinem Instrument sagt, dann ist sicher, dass er auch etwas zu sagen hat. Musikalischer Smalltalk ist nicht sein Ding.

In der künstlerischen Erscheinung Robert Keßlers gehen der Pragmatiker, der Perfektionist, der Connoisseur und der Mystiker eine einmalige Allianz ein. Ein unaufdringlicher Meister der Psychoakustik und ein begnadeter Geschichtenerzähler, der keine Worte braucht, zieht er jeden in seinen Bann, der mit seiner Musik in Berührung kommt. (Wolf Kampmann)



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