Neon Hill Clara Haberkamp

Album info

Album-Release:
2018

HRA-Release:
02.11.2018

Label: Traumton

Genre: Jazz

Subgenre: Vocal

Artist: Clara Haberkamp

Album including Album cover

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Formats & Prices

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FLAC 44.1 $ 13.20
  • 1Lighted Crow04:14
  • 2Wild Rose03:43
  • 3Alone03:24
  • 4Neon Hill03:45
  • 5Pink Overture04:18
  • 6I Capitulate03:12
  • 7Greenwood03:53
  • 8Freeze Frame04:36
  • 9You and I04:09
  • 10Neon Sunrise04:20
  • 11Someone Like You05:00
  • Total Runtime44:34

Info for Neon Hill

Eine Stimme, ein Klavier und eine Reihe von Liedern. Das klingt nach wenig, aber bei Clara Haberkamp ist es ungeheuer viel.

Die in Berlin lebende Pianistin machte in den letzten Jahren vor allem durch ihr Trio mit Drummer Tilo Weber und wechselnden Bassisten von sich reden. Dass sie auch gut und gern singt, hat sie nie verhehlt. Auf „Neon Hill“ steht erstmals weniger die Jazzpianistin im Mittelpunkt als die Sängerin und Songwriterin Clara Haberkamp. Ihre Lieder sind auf geradezu magische Weise eingängig und zugleich komplex. Man kann sie ganz sicher nicht beim ersten, wahrscheinlich auch noch nicht beim zweiten und dritten Mal mitsingen, aber bereits beim allerersten Kontakt mit der Hörmembran entfalten sie ihr akustisches und spirituelles Bukett, das danach verlangt, wieder und wieder gehört zu werden.

Schon auf ihren früheren Alben hat Clara Haberkamp eine sehr individuelle Handschrift verraten. So verbieten sich auch auf „Neon Hill“ stilistische Vergleiche jedweder Art. Wahlverwandtschaften gibt es dennoch, doch die haben eher etwas mit der Ernsthaftigkeit im Zugang zum eigenen Material zu tun als mit musikalischen Übereinstimmungen. Zu diesen Wahlverwandten gehören Künstlerpersönlichkeiten wie Randy Newman, Joanna Newsom oder die in Seattle lebende Komponistin, Poetin und Sängerin Robin Holcomb. Aber die junge Berlinerin ahmt nicht nach, sie bleibt ganz bei und schöpft allein aus sich selbst. Ihr überzeugendstes Argument ist ihre entwaffnende Authentizität, die jedoch niemals die Grenze zur Indiskretion überschreitet. Wie die Songs der drei Genannten entziehen sich Clara Haberkamps Lieder allen herkömmlichen Schubladen. „Neon Hill“ ist ein Zyklus zeitgenössischer Kunstlieder, die von ihrer Schöpferin dennoch dem Leben abgelauscht sind und gerade deshalb auch mit voller Wolllust ins Leben zurückwollen.

Die Lieder von Clara Haberkamp beschreiben eine ganz eigene Welt. Das zentrale Thema des Albums sind Variationen über das Suchen und Finden. Dabei geht es der Songpoetin in keiner Weise um das Abarbeiten persönlicher Erfahrungen, als vielmehr um eine ganze Reihe spektraler Einfallswinkel, von denen aus sie das Thema betrachtet. Sie treibt ein sehr feinsinniges Spiel mit den Erwartungen des Hörers, baut Nähe auf und zieht doch einen unsichtbaren Zaun um ihren Garten, um ihr Terrain zu schützen. Jeder Song ist eine neue Annährung, bei der die Künstlerin zugleich Abstand gewinnen muss, um abermals Nähe zulassen zu können. Die flexiblen Maßeinheiten von Nähe und Distanz werden in jedem Lied neu justiert. „Diese Lieder“, verrät Clara Haberkamp, „sind eine Art Tagebucheinträge, die aber nicht nur privat sind. Es geht ganz allgemein um das Zu-Sich-Finden. Meine Interpretation ist zwar wichtig, aber im Mittelpunkt der CD stehen die Songs selbst.“

Die unvergleichliche Klarheit der Stimme offenbart sich wie eine Naturkraft. Clara Haberkamp versteht sich auf ein weites Spektrum von Timbres. Nicht nur jeder Song, sondern jede Zeile und jedes Wort bekommt von ihr, was jeweils notwendig ist. Ihre intuitiven Spurwechsel von Nachdenklich auf Expressiv, von Geschliffen auf Brüchig, von Beiläufig auf Inbrünstig verleiht den ohnehin schon sehr eindringlichen Worten und Weisen eine zusätzliche Tiefe.

„Neon Hill“ ist ein unbegleitetes Solowerk. Allein oder gar einsam ist Clara Haberkamp dabei keineswegs. Sie ist nur ganz bei sich, geht gewissermaßen in Klausur. Das kontemplative Gewebe aus Klaviertönen legt sich um die Stimme der Sängerin wie ein Kaschmirschal, wenn die Morgensonne noch nicht den Reif von den Blättern geleckt hat. Oft geht es genau um die Zwischenräume zwischen Tastendruck und innerer Stimme, um das Hörbarmachen des Ungesagten zwischen vertrauten Polen. Die Pianistin und Sängerin hatte Lust auf eine ruhige Platte, aber das facettenreiche Miteinander aus Klängen und Gedanken fordert innerhalb der Balladen ganz unterschiedliche Tempi heraus. Manche Songs funktionieren wie versonnene Bewusstseinsströme, die sich unaufhaltsam ihrem Fluss hingeben, andere erinnern eher an Zustände, die in sich selbst gefangen sind.

Die Reihenfolge der Songs beschreibt einen Prozess, der beim Hörer unzählige Assoziationsmöglichkeiten zulässt. Das Ziel dieser Reise ist jedoch ganz klar vorgegeben. Im letzten Song, einer freundlichen Übernahme von Van Morrisons „Someone Like You“, geht es nur noch ums Finden. Clara Haberkamp hat dieses wunderschöne Liebeslied ohne Zwischentöne ganz bewusst an das Ende ihres Liederzyklus’ gestellt. „Man hört ja oft, Liebeslieder wären der Schnee von gestern, aber die Liebe ist doch das Einzige, wofür es in dieser Welt lohnt, zu leben und zu kämpfen. Ich finde, es kann nie genug Liebeslieder geben.“

Wir haben gelernt, für unsere Emotionen Worte und Töne zu finden. Clara Haberkamp geht den umgekehrten Weg. Sie führt Wort und Klang wieder zu jenem Urzustand zurück, in dem das reine Gefühl verborgen ist.

Clara Haberkamp, Klavier, Gesang




Clara Haberkamp
Die Pianistin, Komponistin und Sängerin Clara Haberkamp (*1989 bei Unna) lebt in Berlin. In den Jahren 1998 bis 2006 gewann sie mehrmals bei den Wettbewerben „Jugend jazzt“ und „Jugend musiziert“ auf Landesebene.

Von 2006 bis 2009 war sie Mitglied im Landesjugendjazzorchester NRW. Tourneen mit der Big Band führten sie nach Südostasien, Malta, Israel und Estland. Später war sie auch Pianistin im Bundesjazzorchester (Bujazzo).

Von 2009 bis 2013 studierte sie Klavier am Jazz Institut Berlin (Hanns Eisler/UdK) bei Hubert Nuss, Wolfgang Köhler, Susanne Grützmann, David Friedman, Greg Cohen und John Hollenbeck. Parallel zum Studium nahm sie weiterführenden Unterricht in Gesang und Komposition. Im Oktober 2014 hat sie ihr Masterstudium im Fach Komposition an der HfMT Hamburg bei Wolf Kerschek begonnen. Im Rahmen einer Kooperation zwischen der Hochschule für Musik und Theater Hamburg und dem NDR wird sie 2017 ihr eigens für die NDR Big Band komponiertes Programm aufnehmen.

2011 gewann sie den „Jazz Baltica Förderpreis“ mit ihrem Trio. Im Mai 2012 erschien ihre Solo LP „One Hundred Dreams“ auf dem Label „Edition Longplay“ auf Vinyl. Darauf folgte das Debütalbum des Clara Haberkamp Trios „nicht rot, nicht weiß, nicht blau“ und wenig später das zweite Album des Trios „You Sea!“ (LAIKA Records).

2013 ging Haberkamp mit Schauspieler und Sänger Gustav Peter Wöhler und seinem deutschsprachigen Programm „Wegen Mir“ auf Tournee. Das gleichnamige Album erschien im Frühjahr 2013 auf dem Label Kurtmusik. Seit 2012 spielt und tourt sie mit der Songschreiberin und Künstlerin Susanne „die Popette“ Betancor.

Das Clara Haberkamp Trio hat im April 2016 ein neues Album mit dem Titel „Orange Blossom“ aufgenommen. Dies wird am 30. September, 2016 auf dem Label Traumton Records in Berlin veröffentlicht. Das Clara Haberkamp Trio spielte u.a. beim Jazz Baltica Festival, beim XJAZZ Festival Berlin, beim Jazz Open Festival Hamburg und bei den Eldenaer Jazz Evenings in Greifswald und ist regelmäßig deutschlandweit auf Tournee.

Im Mai 2016 erhielt Clara Haberkamp eine Einladung vom Goetheinstitut Slowenien die Deutsche Nationalhymne und „Lass mich bei dir sein“ (Knef/Noris) für ein europäisches Ensemble zu arrangieren und in Ljubljana aufzuführen. Kurz darauf war sie als Dozentin für „Instant Composing“ an der European Jazzakademie Heek tätig und hat ab Oktober 2016 einen Lehrauftrag für Jazzimprovisation an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg.

Seit Oktober 2015 ist sie Stipendiatin der Oscar und Vera Ritterstiftung.



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