Eisbrecher
Biographie Eisbrecher
Eisbrecher
Es zählt unter Musikern zu den unbestrittenen Königsdisziplinen, aus Hits vergangener Tage neue, eigene Versionen zu erschaffen.
EisbrecherDenn die kompositorischen Hürden sind in solchen Fällen natürlich immens hoch: Man muss zahlreiche Fallstricke beachten, verbunden mit der ständig lauernden Gefahr, einem Klassiker nicht vollauf gerecht zu werden oder ihn bis an den Rand der Unkenntlichkeit zu verfremden. Wie man es richtigmacht und einen ausgewiesenen Ohrwurm auf gelungene Weise modifiziert, erneuert und modernisiert, haben Eisbrecher in der Vergangenheit gleich mehrfach gezeigt. Ihre im wahrsten Sinne des Wortes „verschärfte“ Version des Grauzone-Gassenhauers ‘Eisbär’ auf dem Album Sturmfahrt (2017) beispielsweise hat die Fans restlos begeistert. Und auch die stimmungsvolle Umsetzung des berühmten Soundtrack-Themas vom Leinwand-Epos ‘Das Boot’ hat Eisbrecher größte Anerkennung beschert. Mit ihrem neuen Album Schicksalsmelodien perfektioniert die deutsche Gothic-/Industrial-/Rock-/Metal-Formation nun diesen Spagat aus geschichtsträchtigen Vorlagen und eigenen Trademarks, und überbrückt gleichzeitig die Zeit bis zum nächsten regulären Studioalbum, das für Frühjahr 2021 angekündigt ist. „Der Startschuss für Schicksalsmelodien war die Anfrage von Powerwolf, den Song ‘Stossgebet’ neu aufzulegen“, erklärt Gitarrist, Keyboarder/Programmer Noel Pix. „Wir hatten auf unseren vorherigen Alben immer wieder mal einen Coversong, insofern ist uns diese Kunstform nicht fremd.“ Sänger Alex Wesselsky fügt hinzu: „Anschließend haben wir einfach weitergemacht, weil wir es spannend und herausfordernd fanden, Lieder, die anderen Köpfen und Seelen entsprungen sind, in den Eisbrecher-Sound zu übersetzen. Und plötzlich schraubten wir an zwei Veröffentlichungen parallel, an Schicksalsmelodien und an Studioalbum Nummer acht. Zum Glück sind wir verrückt!“ Die große Anhängerschaft der Band darf sich also auf einen Doppelschlag freuen, der am 23. Oktober 2020 mit Schicksalsmelodien beginnt.
Auf Schicksalsmelodien runderneuern Eisbrecher insgesamt 14 Songs von Bands und Künstlern, die wir alle aus vergangenen Zeiten und anderen Zusammenhängen kennen. Für viele handelt es sich dabei tatsächlich um schicksalhafte Melodien, die ihre Jugend bestimmt und ihr späteres Leben nachhaltig beeinflusst haben. Dies gilt auch für die beiden Eisbrecher-Köpfe, wie Noel Pix am Beispiel von Falcos ‘Out Of The Dark’ erklärt: „Falco habe ich noch zu Lebzeiten live erleben dürfen, 1985 in München in der Alabamahalle im Rahmen der ‘Falco 3’-Tour. Damals ging es gerade mächtig los für den ersten englisch-deutsch rappenden österreichischen Megastar, der es schaffte, die dröge deutsche Sprache scharf und sexy klingen zu lassen. Eine Eisbrecher-Version seines mythischen, letzten Hits musste einfach sein; wie kein Zweiter hat er jene, besondere Art deutschsprachiger Musik geprägt, die uns bei Eisbrecher so sehr gefällt: Witz, Charme, Dada, Gaga, Herz und Schmerz, Drama und Ironie!“
Schicksalsmelodien löst also einstige Erfolgsnummern aus ihrem ursprünglichen Umfeld und transformiert sie in einen neuen, Eisbrecher-typischen Klangkosmos, von Falco bis Die Ärzte, von Powerwolf bis Hans Albers/Extrabreit, von Rio Reiser bis Warlock. Die erste Single ‘Skandal im Sperrbezirk’, im Original von der Spider Murphy Gang im September 1981 während der Blütezeit der Neuen Deutschen Welle veröffentlicht, verliert auch bei Eisbrecher nichts von ihrem augenzwinkernden Humor und bekommt gleichzeitig noch mehr Tiefe und zeitgemäße Konturen. Wesselsky: „Skandal um Rosi! Wahnsinns-Song, ein Skandal um den Skandal. Damals durfte man nicht ‘Nutte’ sagen. Erzähl das mal einem krassen Deutsch-Rap-Kid aus der heutigen Zeit. Damals, in der Zeit der Unschuld, bekam ich die Scheibe zum meinem 11. Geburtstag. Ich stand auf Iron Maiden, AC/DC, Spider Murphy Gang, ELO und Falco. Ja, das war damals möglich! Wie laut und wie gern haben wir damals rebellisch und systemverachtend auf Schulpartys oder im Kinderzimmer ‘Nutten’ geschrien. Widerstand und Aufbegehren 1981!“
Aus der gleichen Epoche deutscher Musikgeschichte stammen auch ‘Anna Lassmichrein Lassmichraus’ von Trio, der Hans Albers-Klassiker ‘Flieger grüß mir die Sonne’, den Extrabreit 1980 zu ihrer eigenen Hymne machten, ‘Goldener Reiter’ von Joachim Witt, der mit seiner Debütsingle über Nacht zum Star wurde, und Rheingolds ‘Das steht dir gut’. Zeitlich etwas später in den Achtzigern angesiedelt waren ‘Disco in Moskau’ von den Toten Hosen, die Kraftwerk/Depeche Mode-Hommage der Ärzte in ‘Bitte, Bitte’ sowie Rio Reisers fatalistisches ‘Menschenfresser’.
Aus anderen Sphären und noch späteren Phasen stammen ‘Eins, Zwei, Polizei’ von Mo-Do aus dem Jahr 1994, ASP´s ‘Schwarzes Blut’ von 2005 und der Megaherz-Song ‘Freiflug’ von 1999, mit dem Pix und Wesselsky sich mit einem Grinsen im Gesicht quasi selbst covern. Die vermutlich größte Überraschung aber kommt aus dem traditionellen Heavy Metal: die 87er-Hymne ‘All We Are’ von der deutschen Band Warlock, deren Sängerin Doro Pesch anschließend eine weltweite Solokarriere startete.
Es ist also nicht nur die bunte und abwechslungsreiche Mischung der Songs, die Schicksalsmelodien zu einem ganz außergewöhnlichen Album macht, sondern auch die Art, in der Eisbrecher ihre typischen Trademarks in jedem einzelnen Stück zum Tragen bringen. Wesselsky: „Wir wollen Menschen zu den Songs bringen, die sonst vielleicht nicht auf die Idee gekommen wären, so etwas anzuhören. Zwischen den Originalversionen unserer Cover-Tracks und dem Jetzt und Hier liegt eine gewaltige Zeitspanne. Alle freuen sich über die grandiose Erkenntnis: Egal, wer was wann wie macht, egal ob aus eigener Feder oder nicht, Hauptsache geil, fett und laut und mit Respekt vor dem Original.“
‘Geil, fett und laut’, dieses Motto gilt generell für die an Erfolgen nicht eben arme Eisbrecher-Laufbahn: Gegründet im Jahre 2003 von Alex Wesselsky und Noel Pix hat die Band bis dato sieben Studioalben, eine Live-Scheibe, eine Live-DVD und zwei Best-Of-Compilations veröffentlicht. Ihre Werke Die Hölle muss warten (2012), Schock (2015) und Sturmfahrt (2017) platzierten sich allesamt unter den Top-3 der Album-Charts (Sturmfahrt sogar auf Rang 1!) und waren – inklusive dreiköpfiger Verstärkung durch Jürgen Plangger (Gitarre), Rupert Keplinger (Bass) und Achim Färber (Schlagzeug) – die Grundlagen für wahre Triumphzüge durch ganz Deutschland: Die Sturmfahrt-Tour im September/Oktober 2017 war die bislang erfolgreichste Konzertreise der Bandgeschichte, mit rappelvollen, zum Teil ausverkauften Hallen von München bis Hamburg, von Berlin bis Oberhausen, von Hannover über Dresden bis Stuttgart. Hinzu kommen Special-Guest-Auftritte mit den Scorpions und Alice Cooper sowie Festivalteilnahmen unter anderem in Wacken (D), Hellfest (F), Graspop (B), Greenfield (CH), Nova Rock (A), Rock for People (CZ), Deichbrand (D), Summer Breeze (D), RockHarz (D), Mera Luna (D), With Full Force (D), Bospop (NL) oder Werner Rennen (D). Kein Wunder also, dass Eisbrecher 2018 für einen Echo und für den Metal Hammer Award in der Kategorie „Best Rock Band National” nominiert waren.
Bei einer solch imposanten Erfolgsbilanz sind natürlich auch die Pläne für die kommenden Monate überaus ambitioniert: Im Oktober 2020 erscheint Schicksalsmelodien, bereits im März 2021 folgt die nächste Studioscheibe. Wesselsky verspricht „das härteste und brachialste und experimentellste und traditionell untraditionellste Eisbrecher-Album unserer Geschichte, voll im Jetzt und Hier verankert, ein sympathisch schräger Zeitzeuge der letzten zwei bis drei Jahre.“ Nur wenige Tage nach dessen Veröffentlichung werden Eisbrecher auf Europatournee gehen, im Sommer 2021 diverse Festivals bestreiten – auf vielen von ihnen ist die Band bereits als Headliner bestätigt – und im November 2021 auf große Deutschlandreise starten (alle Termine siehe unten). Die Zeichen bei Eisbrecher stehen also weiterhin auf Sturm, mit echten Schicksalsmelodien und großen Plänen für die nahe Zukunft!