Rain Sultanov, Isfar Sarabski & Nils Ölmedal - Influence

Review Rain Sultanov, Isfar Sarabski & Nils Ölmedal - Influence

Aserbaidschan, die Heimat des Saxofonisten Rain Sultanov ist im westlichen Teil der Welt vor allem bekannt wegen seines nicht unerheblichen Ölvorkommens, seiner von einem autoritär ausgerichteten Staatspräsidenten dominierten Regierung, die wegen Korruptionsfällen ab und an ebenso für Schlagzeilen sorgt, wie der seit Jahren schwelende, teils heiß ausgefochtene Konflikt mit dem Nachbarn Armenien um die autonome Region Bergkarabach. Für eine ausgeprägte Jazzszene ist die ans kaspische Meer angrenzende Republik Aserbeidschan, die sich 1991 von der Sowjetunion gelöst hat, nicht bekannt. In Sachen Musik machte das Land 2012 von sich Reden, als in seiner Hauptstadt Baku der Eurovision Song Contest stattfand. Mit Jazz hat dieser Pop-Event bekanntlich nichts zu tun, und schon gar nichts damit, dass Aserbaidschan einen Saxofonisten mit internationalem Ruf hervorgebracht hat. Als Klarinettist ausgebildet und mit Preisen ausgezeichnet gründete Rain Sultanov 1997 die Jazz-Band Syndicate, mit der er sein erstes Album Last Moment einspielte.

Für sein aktuelles Album Influence konnte der Saxofonist den schwedischen Bassisten Nils Ölmedal, der mit dem Hakan Goodhe Trio, dem Lisa Ullen Quartet und der Gruppe Stoner Alben eingespielt hat, und seinen Landsmann Isfar Sarabski am Piano gewinnen, der beim 43. Montreux Festival als Gewinner des Pianowettbewerbs hervorging und mit seinem eigenen Trio erfolgreich war und ist. In stark introvertierter, an Jan Garbarek erinnernder Gangart huldigt Sultanov auf Influence seinen musikalischen Vorbildern. Miles Davis widmet er „I know that you'll never come back“. Jaco Pastorius würdigt er mit „Morning Flight“, einem Titel des US-Bassisten, bei dem das aktuelle Sultanov Trio durch Einbeziehung des Gitarristen Dagobert Böhm zum Quartett erweitert ist und Dexter Gordon erfährt eine spezielle Würdigung mit „Solaris“. Allerdings kann hier von einer bloßen Kopie der Vorbilder keine Rede sein. Vielmehr dienen deren Stücke als Anregungen für eigenständiges Gestalten. Sultanov meint dazu: „Ich habe nicht versucht, Musik zu spielen, die ihnen ähnlich ist. Ich habe nicht einmal versucht Musik zu spielen, die sie gemocht hätten. Ich habe einfach jede meiner Kompositionen zu Ehren eines meiner Idole benannt. Jeder von ihnen hat mir neue Einsichten, eine neue Liebe, neue Emotionen gegeben. Und obwohl ich nach Jahren zu meiner Musik gefunden habe, höre ich immer noch nicht auf, ihnen zuzuhören und appelliere an ihre Gedanken.“

Die übrigen Titel von Influence, die vom Saxofonisten selbst stammen, fügen sich nahtlos in das nach innen gekehrte Konzept des Albums ein, das auf der sanften Seite des Jazz angesiedelt ist und von allen Mitgliedern des Sultanov Trios überzeugend vertreten wird.

Rain Sultanov erweist sich auch mit seinem neuesten Album als glänzender Exportartikel einer Art des Jazz, die ihre Wurzeln in der traditionellen Musik seiner Heimat Aserbaidschan hat, die auf die eher introvertierte Volksmusik der Barden zurückgeht.

Rain Sultanov, Sopransaxphon
Isfar Sarabski,
Klavier
Nils Ölmedal, Kontrabass

Rain Sultanov, Isfar Sarabski & Nils Ölmedal - Influence

© 2010-2024 HIGHRESAUDIO