Bernhard Theater Zürich (05.10.1992) Paul Kuhn & Eugen Cicero

Album Info

Album Veröffentlichung:
2020

HRA-Veröffentlichung:
01.05.2020

Label: IN+OUT Records

Genre: Jazz

Subgenre: Vocal

Interpret: Paul Kuhn & Eugen Cicero

Das Album enthält Albumcover

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Formate & Preise

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FLAC 44.1 $ 13,50
  • 1 The Preacher (Live) 06:12
  • 2 Long Ago and Far Away (Live) 06:25
  • 3 Prelude E Minor (Live) 06:51
  • 4 My Funny Valentine (Live) 05:28
  • 5 How High the Moon (Live) 06:01
  • 6 Guess I'll Hang My Tears out to Dry (Live) 06:35
  • 7 Cute (Live) 06:54
  • 8 The Days of Wine and Roses (Live) 04:26
  • 9 Misty / The Lady Is a Tramp (Live) 06:53
  • 10 Bluesette (Live) 05:27
  • 11 Sunny (Live) 06:34
  • 12 Battle Hymn of the Republic (Glory, Glory Hallelujah) (Live) 05:25
  • 13 Bess, You Is My Woman Now (Live) 03:12
  • Total Runtime 01:16:23

Info zu Bernhard Theater Zürich (05.10.1992)

Pünktlich zum 80. Geburtstag Eugen Ciceros hebt IN+OUT Records einen Archivschatz und veröffentlicht ein bereits verschollen geglaubtes Konzertjuwel. Zusammen mit seinem Berliner Big- Band-Kollegen Paul Kuhn bespielte der Crossover-Pionier am 5.10.1992 das Bernhard Theater im Souterrain des Züricher Opernhauses vor etwa 300 Gästen. Zugleich handelt es sich um die erste posthume Veröffentlichung von Paul Kuhn auf dem Label IN+OUT Records, welchem er in den letzten 25 Jahren seines Schaffens treu blieb.

Swingende Duette souveräner Musiker an zwei Klavieren hat man lange nicht mehr gehört. Ende der Dreißigerjahre gab es einmal eine Zeit, in der sogar drei Pianisten, Albert Ammons, Meade Lux Lewis und Pete Johnson, auf der Bühne der New Yorker Carnegie Hall gemeinsam Boogie Woogie musizierten. Wenn nun die Aufzeichnung eines Duo-Konzerts zweier europäischer Pianisten von Rang aus dem Jahr 1992 wiedergefunden wurde, dann ist das vielleicht wirklich eine kleine Sensation.

Die Umstände dieser Edition erinnern in aller Bescheidenheit an den Mitschnitt von Benny Goodmans berühmtem Carnegie Hall Jazz Concert im Januar 1938 auf Azetatplatten, die im Kleiderschrank des Bandleaders versteckt waren, bis sie bei Goodmans Auszug aus diesem Apartment zwölf Jahre später wieder zu Tage kamen und auf Columbia Records veröffentlicht wurden. Der Pianist Eugen Cicero (1940 – 1997) lebte seit 1992 in Zürich und gab mehrere Jahre hintereinander im November im dortigen Bernhard Theater Konzerte, zu denen er sich stets einen Gast einlud. 1992 war das Paul Kuhn (1928 – 2013). Eine Aufnahme des Konzerts auf einer Tonband-Cassette übergab Eugen Ciceros Freund Thomas Blaser dem Plattenproduzenten Frank Kleinschmidt (IN+OUT Records), der das Band zu anderen Cassetten in einen Karton legte und dort vergaß. Bis zur Wiederentdeckung vergingen diesmal fast drei Jahrzehnte. Pauls Witwe Ute Kuhn, die eine Kopie davon besaß, erinnerte daran. Kleinschmidt: „Ich kramte in meinem Archiv, fand die Original-Cassette und war total begeistert.“ Sound-Experte Frank Schmidt sorgte tontechnisch dafür, dass die wundersame Auferstehung gelang.

In Berlin hatte Cicero von 1965 bis 1971 zunächst dem RIAS Tanzorchester angehört, dann hatte ihn Paul Kuhn, der dort die SFB Big Band leitete, zum Sender Freies Berlin geholt. Beide kannten sich also menschlich und musikalisch sehr genau, hörten und reagierten aufeinander, blieben aber in diesem Konzert ganz bei sich: Paul Kuhn mit einer schmiegsamen, ganz und gar „amerikanischen“ Phrasierung, bei der jeder einzelne Ton swingt; Eugen Cicero mit dem harten Anschlag und der weiträumigen Dynamik eines klassischen Konzertpianisten, also eher „europäisch“, und mit einem etwas robusteren Swing. Bei Stereo-Abtastung springen die unterschiedlichen Spielweisen von Paul im linken und Eugen im rechten Kanal direkt ins Ohr und sind auch in der Mono-Version unüberhörbar.

Mit vielen Titeln seiner nicht weniger als 50 Langspielplatten hat Eugen Cicero seinen Markenkern bekundet: „Rokoko Jazz“, „Tschaikowsky“, „Schubert“, „Cicero´s Chopin“ und so fort. Als ihm Paul Kuhn im

Bernhard Theater eine Solonummer überließ, wählte er seinen größten Hit: Chopins „Prelude in E Minor“. „Niemand kann Chopin gut genug spielen,“ hatte er in einem seiner frühen Interviews erklärt, „aber ich fühle ihn.“ Als Bonus Track hat Frank Kleinschmidt noch ein makelloses Solo von Paul Kuhn über „Bess, You Is My Woman Now“ aus Gershwins „Porgy and Bess“ hinzugefügt, das ein Torso geblieben war. Es muss einem guten Geist zu verdanken sein, dass Paul es vollenden konnte, bevor das Tonband zu Ende ging. Eugens anschließender Chorus ist nicht erhalten. Wie es bei Irving Berlin heißt: „The song is ended, but the melody lingers on.“

Paul Kuhn, Klavier, Gesang
Eugen Cicero, Klavier




Paul Kuhn
(1928-2013)) trat bereits mit acht Jahren bei der Berliner Funkausstellung im Jahr 1936 als Akkordeonspieler auf. Mit 17 Jahren ging er ans Wiesbadener Konservatorium und spielte bereits öffentlich als Pianist vor allem im Bereich des Jazz. Nach 1945 hatte er eine eigene Radiosendung beim Soldatensender AFN und trat in verschiedenen westdeutschen Jazzclubs auf. Seit den 1950er Jahren arrangierte und komponierte Paul Kuhn Unterhaltungsmusik und hatte erste Erfolge mit Schlagern, die er für andere Künstler schrieb.

Mit dem Aufkommen von Musiksendungen im öffentlich-rechtlichen Fernsehen wurde Paul Kuhn zum musikalischen Dauergast auf bundesdeutschen Bildschirmen. 1968 übernahm er die Leitung der Bigband des Senders Freies Berlin (SFB Big Band) sowie das SFB-Tanzorchester und war mit diesen Ensembles auch immer wieder im westdeutschen Fernsehen zu erleben. Nach der Auflösung der SFB-Big Band 1980 gründete er sein eigenes Orchester in Köln. Seit den 1990er Jahren widmete sich Paul Kuhn wieder vermehrt dem Jazz, vor allem mit seinem Paul-Kuhn-Trio. Paul Kuhn starb 2013.

Paul Kuhn, in Deutschland schlicht als „Der Mann am Klavier“ bekannt geworden, hat in seiner jahrzehntelangen Karriere immer wieder gern auf Bechstein-Flügeln gespielt. Mit 81 Jahren wählte er im März 2009 einen C. Bechstein Flügel für ein Jubiläumskonzert im Kölner Veranstaltungsort „Senftöpfchen“. Die „Unforgettable Golden Jazz Classics“ aus dem Great American Songbook sowie eine Hommage an seinen langjährigen Freund und Weggefährten Johnny Griffin stellen herausragende Interpretationen des Paul Kuhn Trios (mit Martin Gjakonovski am Bass und Wily Ketzer am Schlagzeug) dar. Als Special Guest fungiert die Sängerin Gaby Goldberg. Und die entspannt swingende Art von Paul Kuhns Klavierspiels weiß immer noch zu begeistern.



Dieses Album enthält kein Booklet

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