Malawi Blues/Njira Malia

Cover Malawi Blues/Njira

Album Info

Album Veröffentlichung:
2016

HRA-Veröffentlichung:
07.10.2016

Label: MPS Classical

Genre: Jazz

Subgenre: Vocal

Interpret: Malia

Komponist: Malia, Alex Wilson, Henry Mancini

Das Album enthält Albumcover Booklet (PDF)

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Formate & Preise

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FLAC 96 $ 15,80
  • 1 Malawi Blues/Njira 05:41
  • 2 Love Is Holding Both Our Hands 04:20
  • 3 Chipadzuwa 04:37
  • 4 Let Me Breathe 04:39
  • 5 Disgrace 03:44
  • 6 The Seed 04:22
  • 7 Black Widow 04:58
  • 8 Moon River 05:16
  • 9 Friendship 04:02
  • 10 Wonder of the World 05:44
  • 11 Let Me Breathe (Bonustrack) 04:38
  • Total Runtime 52:01

Info zu Malawi Blues/Njira

Malias sechstes Studioalbum „Malawi Blues/Njira“ stellt ihre klare, prägnante Stimme nun wieder verstärkt in einen Souljazz-Kontext.

Marshall McLuhans einst so futuristische Idee vom „Global Village“ ist heute längst Wirklichkeit geworden. Gerade in der Popmusik erfahren wir auf vielfältigste Weise, was der legendäre Medientheoretiker bereits Anfang der sechziger Jahre erstmals formulierte. Durch die digitale Vernetzung haben auch die meisten Genres des Pop eine weltweite, eben globale Dimension bekommen. HipHop, Blues, Jazz – sie alle entwickeln sich in hunderten regionalen Spielarten weiter – fernab von ihren Ursprüngen. Die Musik von Malia darf zweifellos als eindrucksvoller Beweis für diese „Worldwide Fusion“ angesehen werden. Die aus der südostafrikanischen Republik Malawi stammende Sängerin zog mit 14 nach London und verbrachte dort ihre Teenager-Jahre. In Frankreich hat Malia drei Alben zusammen mit Andre Manoukian eingespielt: „Yellow Daffodils“ (2002), „Echoes of Dreams“ (2004) und „Young Bones“ (2007) entstanden im Pariser Studio von Manoukian. 2010 lernte sie den Schweizer Elektroniker Boris Blank kennen, der zusammen mit Dieter Meyer mit dem Avantgarde-Duo Yello („The Race“, „Bostich“) seit den Achtzigern immense Erfolge feiern konnte. Mit „Black Orchid” veröffentlichte Malia ein Tribut an Nina Simone, das 2012 mit dem ECHO Jazz gekrönt wurde. Boris Blank produzierte wiederum 2014 die elf elektronisch geprägten Songs von „Convergence“ Malias sechstes Studioalbum „MALAWI BLUES/NJIRA“ stellt ihre klare, prägnante Stimme nun wieder verstärkt in einen Souljazz-Kontext. „Eine Platte, die ich schon lange machen wollte. Jetzt erscheint mir die Zeit reif dafür. Ich wollte Songs, die mein Bewusstsein, meine Herkunft reflektieren“, fasst sie den Vibe der zehn Tracks auf „MALAWI BLUES/NJIRA“ zusammen. Es sind nachdenkliche, zumeist getragene Stücke, eher sparsam instrumentiert am Piano, unterstützt von Gitarre und Schlagwerk, darunter eine fast minimalistische Version des Klassikers „Moon River“. Direkt zum Einstieg blickt Malia mit „MALAWI BLUES/NJIRA“ zurück auf die Klänge ihrer Kindheit. Nicht nur im aufrüttelnden „Love Is Holding Both Our Hands“ sind regionale Anklänge in die Traditionen des Kwela- und Kwasa-Kwasa-Sounds zu vernehmen. „Ich halte es in aller Bescheidenheit für meine Pflicht, die reiche Tradition an Geschichten weiterzureichen; genau wie es meine Vorfahren und zuletzt meine Großeltern und Eltern taten, als wir abends in Malawi am Feuer saßen und Nsima mit Kürbisblättern und Erdnuss-Sauce gegessen haben.“ Doch das ist nur ein Aspekt ihres reichhaltigen Oeuvres. Ihre Songs sind geprägt von künstlerischen Erfahrungen und Experimenten. Eine Bricolage, die Malias Leben geprägt hat. Eine nachhaltige Wirkung hatte etwa ihre Phase in der Clubszene von London, als sie in kleinen Bars vor kleinem Publikum ihr Timing schärfen konnte. Hier konnte sie live und direkt Varianten ihres Sets immer neu justieren. Abend für Abend. Diese musikalische Vielfalt kommt ihr jetzt zugute, wenn sie auf „Chipadzuwa“ (ein Slangbegriff aus dem südlichen Afrika für hübsches Mädchen) federleicht zwischen der Regionalsprache Chichewa und der Weltsprache Englisch hin und her wechselt. Mit der Unterstützung des Klaviervirtuosen Alex Wilson gelingt dies auf eine coole, aber doch sehr warmherzige Weise. Malia ist angekommen in einer globalen Welt der Musik, für die sie arbeitet und kämpft. “To all the quiet warriors of this world”, zieht Malia Bilanz, “Malawi Blues/Njira is for you!”

„Malawi Blues ist kein reines Afro-Album, sondern wie ihre Erzeugerin eine Fusion aus den unterschiedlichen musikalischen Welten.“ (Josef Engels, Jazz thing)

Malia, Gesang
Alex Wilson, Piano
Dimitri Christopoulus, Bass
Edwin Sanz, Schlagzeug


Malia
Die Nobelpreisträgerin Toni Morrison feierte Nina Simone einst mit dem Ausspruch, dass sie „unser Leben gerettet“ habe, hatte Simone doch mit ihren Songs die Bürgerrechtsbewegung der Sechzigerjahre motiviert und inspiriert. In ihren Liedern erfuhr die Welt in seltener Offenheit den Ausdruck von Wut, Kraft und Selbstzweifel als mit dem Tod von Martin Luther King, Jr. der Traum von einer friedlichen Gesellschaftsveränderung zugunsten eines schwarzen Amerikas für lange Zeit begraben wurde. Wie Duke Ellington und Miles Davis lehnte auch Simone das Wort Jazz für ihre Musik ab, weil es für die meisten Weißen „schwarz und Dreck“ bedeuten würde: Sie hingegen spielte schwarze klassische Musik.

Als Malia Jahrzehnte später mit ihrem französischem Trio dieses eindringliche und selbstbestimmte Tribut-Album für Nina Simone aufnimmt, schließt sich für sie ein Kreis. Dass das Leben auf vielen Ebenen schwere Prüfungen für Nina bereithielt, wird in ihrer Autobiografie „Meine schwarze Seele“ ausführlich beschrieben, doch für Malia zählen jene Details erst dann wirklich, wenn sie sie auch im Song spürt. An Nina Simone bewundert Malia genau jene Gabe, die scheinbar einfachen Dinge des Lebens, den Schmerz und die Leidenschaft, die Liebe und den Tod, zu etwas ganz Großem und Eigenem zu machen. Tiefe Gefühle, die von der Stimme transportiert werden, gute Texte, deren Poesie ganz unterschiedliche Lebenswelten zu durchdringen vermag. Malia fasziniert die menschliche Wärme, die in Ninas Musik so präsent war. „Wenn Nina Klassiker wie ‚Don’t Explain’ und ‚Porgy’ singt, spürt man genau, wie sie durch ihre Interpretationen zu ihren Songs wurden. Das Leiden und die Rechtlosigkeit der schwarzen amerikanischen Frau war ein Thema, das Nina damals sehr beschäftigt hat und sie hat sich engagiert. Doch was mich heute berührt, ist, dass ihre Songs auch dann noch gültig sind, wenn sich die sozialen Umstände verändert haben. Das meine ich mit menschlicher Tiefe, wenn man unterdrückt wird, muss man kämpfen.“

Malia liebt „My Baby Just Cares“ besonders wegen der Melodie und jenem besonderen Gefühl, wie schön es ist, geliebt zu werden. Malia wollte ein Balladenalbum aufnehmen und deshalb erscheint selbst bei einem innerlich freudestrahlenden Song wie „My Baby Just Cares“ das Tempo halbiert. Bei „Don’t Explain“ wird das Gegenteil thematisiert, „wie es sich anfühlt, wenn man den Falschen liebt und doch zusammenbleibt“. In „Four Women“ geht es um verschiedene Erfahrungen afroamerikanischer Frauen, doch Malia hört und empfindet den großen Simone-Song nicht nur als historische Abhandlung über Rassismus und was es einst bedeutete, als schwarze Frau in den USA zu leben. Malia hört und interpretiert „Four Women“ als Ballade über die menschliche Leidensfähigkeit, „Ich kann mich mit jeder dieser Frauen identifizieren. Ich wuchs mit Segregation und Unterdrückung auf, ich habe gelernt, dass die Welt mehr ist als ein Monopoly für weiße Menschen.“ Bei den großen Songs, die Malia für ihr Album ausgesucht hat, geht es in immer wieder neuen Variationen um Liebe und verpasste Möglichkeiten und um Texte und Melodien, die direkt ins Herz treffen. Was Nina Simone so groß gemacht hat, war ihre künstlerische Fähigkeit, den Rassismus zu überwinden.'

Malia wuchs in Malawi auf, ihre Mutter war schwarz, ihr Vater ein weißer britischer Ingenieur. Malawi war eine ehemalige britische Kolonie und stark von Segregation und Rassimus geprägt, dass ihre Eltern zusammenlebten war nicht vorgesehen und brachte Probleme mit sich. Das Leben in der Ex-Kolonie beschreibt Malia als geschlossen und weltfremd, vom Westen abgeschottet, „wie in einer Blase“. Erst als sie nach London umzog - Malia war damals vierzehn - öffnete sich die Welt. Als sie dort später in einem Jazz-Restaurant arbeitete, lernte sie die Musik lieben, die sie heute selbst singt. Sie entdeckte die guten Platten und Billie Holiday, Sarah Vaughan, Ella Fitzgerald wurden ihre Lehrerinnen. Jazz wurde zu ihrer Musik, die Jazz-Community zu einer neuen Heimat. „Songs wie ‚Strange Fruit’ und ‚Young, Gifted and Black’ lehrten mich, stark und stolz zu sein. Ich brauchte Duran Duran nicht, für mich wurde der Jazz zum Soundtrack meines Lebens.“ Wenn Malia heute Nina Simone singt, hat das auch damit zu tun, dass sie in sich selbst jetzt diese gewisse Reife spürt, ein tiefes Verstehen, das weit über die Sprache hinausreicht. Es entspricht ihrer Lebenserfahrung, der Mentorin auf diese Weise Dank zu sagen. Die Geschichten, die Simone sang und überlieferte, spielen bei Malias Interpretationen die Hauptrolle, Malia bewahrt jene Melodien von minimalistisch berauschender Größe und spitzt sie mit eindeutigen, beschwörenden Rezitationen noch zu. Wenn Malia heute Nina Simone singt, denkt sie an eine schwarze Orchidee. „Selten, schön, mächtig, mystisch, außerirdisch schwarz, überwältigend.“

Booklet für Malawi Blues/Njira

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