ALLOY Running And Belonging Marleen Dahms
Album Info
Album Veröffentlichung:
2025
HRA-Veröffentlichung:
05.12.2025
Das Album enthält Albumcover
- 1 Running And Belonging 07:25
- 2 Aribau 07:55
- 3 Opening My Eyes 06:26
- 4 Zuflucht 05:05
- 5 Keep Going 06:30
- 6 Ivory Tower 05:34
- 7 Paralelo 06:44
- 8 Intro (Present Spirits) 02:35
- 9 Present Spirits 05:47
- 10 Shifting Responsibilities 04:13
Info zu ALLOY Running And Belonging
ALLOY – das englische Wort für „Legierung“ – steht symbolisch für Verbindung: für das Ineinandergreifen von Menschen, Geschichten und Erfahrungen. Alles ist miteinander verknüpft. Die Band macht es sich zur Aufgabe, diese Verbindungen hörbar zu machen, ihren Ursprüngen nachzuspüren, Querverbindungen freizulegen – und Neue zu schaffen.
Die fünfköpfige Band um Posaunistin Marleen Dahms schafft Musik, die schwebt, fliegt – und gleichzeitig den Boden nicht verliert. Running and Belonging, das Debütalbum, fragt nach Zugehörigkeit in einer Welt voller Brüche. Nach Verantwortung. Nach Identität. Nach dem eigenen Platz im großen Ganzen.
„Wenn Musik ein Ausdruck der Persönlichkeit ist – geprägt durch Identität – warum mache ich dann Musik, die so stark von Schwarz US-amerikanischen Musiktraditionen und improvisierter Musik, sowie Südamerikanischen Rhythmen beeinflusst ist oder sogar auf ihnen aufbaut, obwohl mein eigener kultureller Hintergrund ein völlig anderer ist?“, fragt Marleen Dahms.
„Wie authentisch kann ich mich durch diese Musik ausdrücken? Was ist meine eigene kulturelle Identität und was bedeutet Identität überhaupt?“
Running And Belonging ist ein intensiver Prozess der Selbstbefragung, der Auseinandersetzung mit der eigenen Familiengeschichte, mit europäischer Geschichte, mit weitergegebenen Denk- und Verhaltensmustern. „Viele Glaubenssätze sind emotional in uns verankert – und lassen sich nicht allein durch rationales Denken auflösen.“ sagt Marleen Dahms. „Wenn man etwas verändern will, muss man auch die Gefühle dahinter verstehen, woher sie kommen und sie vor allem emotional verarbeiten und nicht nur rational“. Das Album ist ein Versuch genau das zu tun: gesellschaftliche und persönliche Themen und Fragen emotional durch Musik zu verarbeiten, innere Bewegungen hörbar zu machen. Nicht, um Antworten zu liefern, sondern um zu spüren, was ist.
Die Musik auf „Running and Belonging“ ist oft melodisch und eingängig – aber nie gefällig. Sie hält inne und lässt Luft. Der Sound ist warm, melancholisch, manchmal flüchtig, dann wieder rau und ungeschönt. Traditionelle Songformen treffen auf Improvisation, getragene Melodien auf leichtfüßig, afro-lateinamerikanisch anmutende Rhythmen, Flöte auf Blech, Leichtigkeit auf Tiefe.
Im Zentrum steht ein kraftvolles Duo: Marleen Dahms an der Posaune und Lisa Buchholz an der Trompete – zwei Frauen, die gemeinsam eine klangliche Einheit und Wucht entfalten, die mitreißt. Komplettiert wird ALLOY durch Johannes Mann (Gitarre), Luca Curcio (Bass) und Steven Moser (Drums). Als Gäste erweitern der Berliner Flötist Vincent Bababoutilabo und der Percussionist Afrogame aus Salvador de Bahía das Klangspektrum – ihre Farben verweben sich organisch mit dem ALLOY-Sound, ohne sich in den Vordergrund zu drängen.
Einige Stücke beziehen sich direkt auf Orte, Erinnerungen, Bewegungen. „Opening My Eyes“ etwa entstand nach einer Reise durch Lateinamerika – ein Stück über Privilegien, Kolonialgeschichte und Menschlichkeit. „Aribau“ schwelgt im Gefühl von Gemeinschaft und in den Erinnerungen an ein sicheres Zuhause.
Andere sind abstrakter, aber nicht weniger klar. „Zuflucht“ etwa: ein Versuch, Schuld und Scham in einer Melodie zu verarbeiten. „Ivory Tower“: ein Blick auf westliche Selbstverständlichkeit – auf Kosten anderer. In „Intro / Present Spirits“ wird das Private politisch. Die Erinnerung an Betty Cohn, die bis 1942 in Marleen Dahms’ Berliner Wohnung lebte, bevor sie nach Riga deportiert und ermordet wurde, verdichtet sich zu einem stillen musikalischen Denkmal.
Und dann ist da noch „Shifting Responsibilities“ – ein Stück über deutsche Bürokratie, Verantwortung und Wegsehen.
„Running and Belonging“ ist kein lautes Debüt – aber ein Eindringliches. Es geht nicht um die große Pose, sondern um ehrliche, musikalisch tiefgründige Auseinandersetzung.
Marleen Dahms‘ ALLOY gelingt es, komplexe Themen mit musikalischer Tiefe und Emotionalität in Klang zu übersetzen. Sie schaffen musikalische Räume, die zum Innehalten einladen – zum Nachspüren, Reflektieren und Verbinden.
Ein Album, das durch seine Fragen spricht – und genau darin seine Kraft entfaltet.
Marleen Dahms, Posaune
Lisa Buchholz, Trompete
Johannes Mann, Gitarre
Luca Curcio, Kontrabass
Steven Moser, Schlagzeug
Vincent Bababoutilabo, Flöte
Afrogame, Percussion
Marleen Dahms
ist eine in Berlin lebende Posaunistin, Improvisatorin und Komponistin.
Nachdem sie mit acht Jahren Lisa Simpson in einer Simpsons-Folge mitreißend Saxophon spielen sah, begann sie wenige Wochen später selbst Altsaxophon zu spielen. Als Teenager lernte sie zusätzlich Posaune und Klavier.
Sie hat einen Master-Abschluss in Jazzposaune und studierte am Jazz-Institut Berlin (UdK/Hanns-Eisler) sowie in Luzern, Leipzig und Barcelona. Zu ihren Schülern zählten unter anderem Nils Wogram, Geoffroy de Masure, Gerry Hemingway und Thomas Leyendecker.
Sie besitzt einen Master-Abschluss in Jazzposaune und studierte am Jazz-Institut Berlin (UdK/Hanns-Eisler) sowie in Luzern, Leipzig und Barcelona.
Als Bandleaderin komponiert sie für ihr Quintett „ALLOY“ und spielte/spielte in verschiedenen Projekten wie „Andromeda Mega Express“, „Magnetic Ghost Orchestra“, „Été Large“, „London Jazz Composers Orchestra“, „Panda Do Sol“, „Babylon Orchestra“, „Zaunkoenig“, „Skazka Orchestra“ und „Omniversal Earkestra“. Als Sidefrau spielte sie außerdem mit deutschen Pop-, Rap- und Rockkünstlern wie AnnenMayKantereit, Revolverheld und Nina Chuba.
Sie gab Konzerte auf europäischen Jazzfestivals und in Konzerthäusern wie den Leipziger Jazztagen, dem Jazzfest Berlin, dem Jazzfestival Dresden, dem Jazzfestival Münster, dem Jazzfestival Göttingen, Jazzgoestotown Prag, Salzburg Jazz & The City, der Elbphilharmonie Hamburg und der Volksbühne Berlin. Tourneen führten sie nach Ghana, Ecuador, Kolumbien, Russland, Frankreich, Italien, Tschechien, Dänemark, Litauen, in die Schweiz und nach Polen.
Während ihres Studiums lebte sie zehn Monate in Ecuador und reiste anschließend für drei Monate nach Kuba, Kolumbien und erneut nach Ecuador, um von Posaunisten und anderen Musikern der Salsa- und Cumbia-Szene (German Guerrero, Amaury Perez, Ramon Torrivilla) zu lernen und in lokalen Bands zu spielen. Sie absolvierte einen siebenwöchigen Aufenthalt in Accra (Ghana), wo sie mit lokalen Jazzmusikern und der rein weiblichen Highlife-Band „Lipstick Band“ lernte und spielte.
Sie war Mitglied der „Jazz Academy Elbphilharmonie Hamburg 2021“ mit Theo Croker, Melissa Aldana und Matt Brewer sowie der „Summer Session 2022“ in Dänemark mit Terri Lyne Carrington, Joe Lovano, Kris Davis und Keyon Harrold. Sie erhielt Stipendien vom Goethe-Institut, PROMOS, dem DAAD und dem Elsa-Neumann-Stipendium sowie Fördergelder vom Musikfonds, dem Berliner Senat und der Initiative Musik.
Sie nahm an der „Jazz Academy Elbphilharmonie Hamburg 2021“ mit Theo Croker, Melissa Aldana und Matt Brewer teil und besuchte die „Summer Session 2022“ in Dänemark mit Terri Lyne Carrington, Joe Lovano, Kris Davis und Keyon Harrold.
Sie ist Gründerin einer feministischen Lesegruppe für Jazzmusikerinnen und nicht-binäre Personen sowie künstlerische Leiterin/Kuratorin und Mitbegründerin des Projekts BUMMM! (Being Unique Makes Meaningful Music), einer Reihe von Jam-Sessions und Konzerten für Frauen, nicht-binäre und andere historisch marginalisierte Geschlechtsidentitäten in der Jazz- und Improvisationsszene Berlins und darüber hinaus.
Dieses Album enthält kein Booklet
