Ripples (Echoes of Dreams) Malia

Album Info

Album Veröffentlichung:
2018

HRA-Veröffentlichung:
13.04.2018

Label: MPS

Genre: Jazz

Subgenre: Vocal

Interpret: Malia

Das Album enthält Albumcover

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Formate & Preise

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FLAC 44.1 $ 13,20
  • 1Unfastened03:16
  • 2Maddy02:34
  • 3Little Darling03:28
  • 4After the Love02:37
  • 5Echoes of Dreams04:06
  • 6Little Bee04:03
  • 7Little Sparrow02:46
  • 8Mary Mary05:00
  • 9My Love03:57
  • 10Unfolding04:56
  • 11Man in Your Eyes03:55
  • 12I Miss You03:58
  • Total Runtime44:36

Info zu Ripples (Echoes of Dreams)

Träume lassen sich nicht festhalten. Doch sie können gefühlsstarke Schwingungen auslösen. Für die Sängerin Malia sind es langlebige Echoes of Dreams. Denn die im Jahr 2004 veröffentlichten Songs bildeten die Basis für ihr neues Album Ripples (Echoes of Dreams). Es ist kein Remake im üblichen Sinne, sondern diese Wellenbewegungen verbinden sich mit dem hochemotionalen Bekenntnis der britisch-afrikanischen Musikerin zu ihren Wurzeln. Einfühlsam begleitet vom Pianisten Alexandre Saada und seinen Arrangements für ein Streicher-Trio hat Malia ihr eigenes Werk radikal entkernt vom verspielten Popjazz zu Beginn ihrer Karriere hin zu einem blues- und soulgetränkten Sound, der mehr denn je auf die Kraft ihrer Stimme setzt.

Manchmal erhält man im Leben eine zweite Chance, um mit sich ins Reine zu kommen, spricht Malia über die Beweggründe, die Echos ihrer Träume auf musikalische Weise neu zu ergründen: Viele meiner Songzeilen haben für mich heute eine viel tiefere Bedeutung bekommen, und ich habe einen starken inneren Drang verspürt, sie mit meinen heutigen Erfahrungen, auch mit den durchlebten harten Phasen meines Lebens, zu gestalten.

Die Songs dieses Albums offenbaren eine Künstlerin, die ihre Hörer nach bislang sechs stilistisch höchst vielseitigen Alben aufs Neue herausfordert und gleichsam mit einer berührenden Wahrhaftigkeit belohnt. Während sich die Original-Sessions durch eine überbordende Experimentierlust an souligen Vocal-Parts, Jazzaromen und rockigen Drums ausgezeichnet haben, ist Malia nun den umgekehrten Weg gegangen. Ich wollte alles runterfahren und zum Wesenskern der Stücke vorstoßen, sagt die Sängerin über die Aufnahmen, die in der Pariser Wohnung des Pianisten Alexandre Saada stattfanden.

Es sind Empfindungen aus verborgenen Seelenwinkeln, hervorgeholt in der größtmöglichen Ruhe, nämlich im geschützten Raum eines nahen Freundes da ist kein große Geschichte über die Produktion dieses Album zu erzählen. Es ist meine Geschichte, die ich erzähle und ich hoffe, dass meine Geschichte eine Intimität erzeugt, die andere dazu bewegt, auch ihre Geschichte mit der Welt zu teilen. Denn Freiheit bedeutet, du selbst zu sein. (Malia). Dafür taucht die in der südostafrikanischen Republik Malawi geborene Künstlerin, die als Teenager mit ihrer Familie nach England zog, ein in Songs wie After the Love oder Little Sparrow, die schon damals eine melancholische Grundnote ausgezeichnet haben. Die von Liebesschmerzen, aufgewühlter Weiblichkeit und kulturellen Reibungen handelten, aber mit entspannter Neo-Souljazz-Attitüde vorgetragen wurden. Dafür zeichnete vor allem Star-Produzent André Manoukian, Franzose armenischer Abstammung, verantwortlich Malias Entdecker und Mastermind ihres sensationellen Debütalbums Yellow Daffodils (2002).

Echoes of dreams left so deep in my mind. They are still here to remind me of the girl that I was... Diese Lyrics greift Malia wieder auf, um zu bekräftigen: Die junge identitätssuchende Frau hat damals eine große Last geschultert und die Musikerin mit all ihrer Expressivität muss man hinzufügen hat löwenhaft gekämpft und ist ihren weiteren Weg eindrucksvoll vorangeschritten. Seitdem ist viel passiert. Und Malia versetzt sich bewusst, wie sie betont, in die junge Frau zurück, in das aufregende Schweben zwischen Unschuld und Erwachsenwerden, um das Heute zu reflektieren: Das Leben ist bitter und im nächsten Moment von berührender Schönheit. Ich bin davon überzeugt, dass unsere Vergangenheit unauflösbar mit unserer Zukunft verknüpft ist und die Echos unserer Träume diese schicksalhafte Verbindung zum Ausdruck bringen.

Alexandre Saada arbeitet seit Jahren eng mit Malia zusammen. Vom Jazz-Piano kommend, genau wie ihr früherer Produzent André Manoukian, hat er die Sängerin mit der hypnotischen Faszination (RBB Kulturradio) bei vielen Live-Performances begleitet, vor allem bei ihrem Programm, das sie ausschließlich mit Stücken von Nina Simone bestritt. Während der Aufnahmen zum dazugehörenden Album Black Orchid (2011) musste Malia eine Krebserkrankung bewältigen. Schmerz und Trotz, Verletzlichkeit und Lebenshunger wie ihre erklärte Heldin Nina Simone legte Malia alles in ihr Stimmorgan, begleitet von Alexandre Saada am Piano: Seine sensible, empfindsame Art gibt mir den Raum, den ich für meine Songs brauche.

Im Grunde sind die Pariser Sessions eine traumwandlerische Fortführung dieser Konzert-Ereignisse, eingefangen mit dem Charme des Unmittelbaren und Unperfekten. Man spürt eine nicht exakt getroffene, aber dafür ungemein intensive, mit rauhem Timbre einverleibte Note, genau wie den Kloß im Hals, den Malia bei einer bestimmten Zeile überwinden muss. Im Leben geht es um Freundschaft und Improvisation, sagt Malia, und sich gegenseitig aufzurichten, wenn man gefallen ist, und sich mit positiven Gefühlen zu motivieren. Dafür steht die Energie, die beim gemeinsamen Musikmachen freigesetzt wird. Der pure, von Thomas Pegorier zusammengeführte Piano-Vocal-Sound wirkt geradezu meditativ und wird durch ein Trio aus Sylvain Rabi (Geige), Marina Capstick (Bratsche) und Bruno Ducret (Cello) unterstrichen: sensibel und voller kammermusikalischer Raffinesse. Die Original-Songs hat Malia um zwei Cover-Songs ergänzt Zum einen The First Time I Ever Saw Your Face” von Ewan MacColl, zum anderen John Lennons Imagine. Im Duett mit der jungen Sängerin Mwezi wird hier die Zerbrechlichkeit, die dem Klassiker innewohnt, betont und entfaltet in der vertrauten Melodie eine neue Magie.

Malia, Gesang
Alexandre Saada, Klavier
Sylvain Chapstick, Viola
Bruno Duckte, Cello
Mwezi, Gesang (on Imagine)




Malia
Die Nobelpreisträgerin Toni Morrison feierte Nina Simone einst mit dem Ausspruch, dass sie „unser Leben gerettet“ habe, hatte Simone doch mit ihren Songs die Bürgerrechtsbewegung der Sechzigerjahre motiviert und inspiriert. In ihren Liedern erfuhr die Welt in seltener Offenheit den Ausdruck von Wut, Kraft und Selbstzweifel als mit dem Tod von Martin Luther King, Jr. der Traum von einer friedlichen Gesellschaftsveränderung zugunsten eines schwarzen Amerikas für lange Zeit begraben wurde. Wie Duke Ellington und Miles Davis lehnte auch Simone das Wort Jazz für ihre Musik ab, weil es für die meisten Weißen „schwarz und Dreck“ bedeuten würde: Sie hingegen spielte schwarze klassische Musik.

Als Malia Jahrzehnte später mit ihrem französischem Trio dieses eindringliche und selbstbestimmte Tribut-Album für Nina Simone aufnimmt, schließt sich für sie ein Kreis. Dass das Leben auf vielen Ebenen schwere Prüfungen für Nina bereithielt, wird in ihrer Autobiografie „Meine schwarze Seele“ ausführlich beschrieben, doch für Malia zählen jene Details erst dann wirklich, wenn sie sie auch im Song spürt. An Nina Simone bewundert Malia genau jene Gabe, die scheinbar einfachen Dinge des Lebens, den Schmerz und die Leidenschaft, die Liebe und den Tod, zu etwas ganz Großem und Eigenem zu machen. Tiefe Gefühle, die von der Stimme transportiert werden, gute Texte, deren Poesie ganz unterschiedliche Lebenswelten zu durchdringen vermag. Malia fasziniert die menschliche Wärme, die in Ninas Musik so präsent war. „Wenn Nina Klassiker wie ‚Don’t Explain’ und ‚Porgy’ singt, spürt man genau, wie sie durch ihre Interpretationen zu ihren Songs wurden. Das Leiden und die Rechtlosigkeit der schwarzen amerikanischen Frau war ein Thema, das Nina damals sehr beschäftigt hat und sie hat sich engagiert. Doch was mich heute berührt, ist, dass ihre Songs auch dann noch gültig sind, wenn sich die sozialen Umstände verändert haben. Das meine ich mit menschlicher Tiefe, wenn man unterdrückt wird, muss man kämpfen.“

Malia liebt „My Baby Just Cares“ besonders wegen der Melodie und jenem besonderen Gefühl, wie schön es ist, geliebt zu werden. Malia wollte ein Balladenalbum aufnehmen und deshalb erscheint selbst bei einem innerlich freudestrahlenden Song wie „My Baby Just Cares“ das Tempo halbiert. Bei „Don’t Explain“ wird das Gegenteil thematisiert, „wie es sich anfühlt, wenn man den Falschen liebt und doch zusammenbleibt“. In „Four Women“ geht es um verschiedene Erfahrungen afroamerikanischer Frauen, doch Malia hört und empfindet den großen Simone-Song nicht nur als historische Abhandlung über Rassismus und was es einst bedeutete, als schwarze Frau in den USA zu leben. Malia hört und interpretiert „Four Women“ als Ballade über die menschliche Leidensfähigkeit, „Ich kann mich mit jeder dieser Frauen identifizieren. Ich wuchs mit Segregation und Unterdrückung auf, ich habe gelernt, dass die Welt mehr ist als ein Monopoly für weiße Menschen.“ Bei den großen Songs, die Malia für ihr Album ausgesucht hat, geht es in immer wieder neuen Variationen um Liebe und verpasste Möglichkeiten und um Texte und Melodien, die direkt ins Herz treffen. Was Nina Simone so groß gemacht hat, war ihre künstlerische Fähigkeit, den Rassismus zu überwinden.'

Malia wuchs in Malawi auf, ihre Mutter war schwarz, ihr Vater ein weißer britischer Ingenieur. Malawi war eine ehemalige britische Kolonie und stark von Segregation und Rassimus geprägt, dass ihre Eltern zusammenlebten war nicht vorgesehen und brachte Probleme mit sich. Das Leben in der Ex-Kolonie beschreibt Malia als geschlossen und weltfremd, vom Westen abgeschottet, „wie in einer Blase“. Erst als sie nach London umzog - Malia war damals vierzehn - öffnete sich die Welt. Als sie dort später in einem Jazz-Restaurant arbeitete, lernte sie die Musik lieben, die sie heute selbst singt. Sie entdeckte die guten Platten und Billie Holiday, Sarah Vaughan, Ella Fitzgerald wurden ihre Lehrerinnen. Jazz wurde zu ihrer Musik, die Jazz-Community zu einer neuen Heimat. „Songs wie ‚Strange Fruit’ und ‚Young, Gifted and Black’ lehrten mich, stark und stolz zu sein. Ich brauchte Duran Duran nicht, für mich wurde der Jazz zum Soundtrack meines Lebens.“ Wenn Malia heute Nina Simone singt, hat das auch damit zu tun, dass sie in sich selbst jetzt diese gewisse Reife spürt, ein tiefes Verstehen, das weit über die Sprache hinausreicht. Es entspricht ihrer Lebenserfahrung, der Mentorin auf diese Weise Dank zu sagen. Die Geschichten, die Simone sang und überlieferte, spielen bei Malias Interpretationen die Hauptrolle, Malia bewahrt jene Melodien von minimalistisch berauschender Größe und spitzt sie mit eindeutigen, beschwörenden Rezitationen noch zu. Wenn Malia heute Nina Simone singt, denkt sie an eine schwarze Orchidee. „Selten, schön, mächtig, mystisch, außerirdisch schwarz, überwältigend.“

Dieses Album enthält kein Booklet

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