Ketil Bjørnstad & Guro Kleven Hagen


Biographie Ketil Bjørnstad & Guro Kleven Hagen


Ketil Bjornstad
Schon bevor wir 1967 nach Frogner Plass zogen, ging ich gerne nachts aus. Vor allem im Herbst, wenn der Wind wehte und die Blätter von den Bäumen fielen, aber auch in den Winter-, Frühlings- und Sommernächten, oft in den Straßen von Oslo oder in der Nähe eines der Ferienhäuser in Eftang, einem Küstenparadies zwischen Sandefjord und Larvik. Knut Hamsun schrieb den Roman Träumer, und ich war damals wie heute zweifellos ein Träumer, der alle Eindrücke aus der Natur aufsaugte, wo ich Zeit allein verbrachte und Gedanken hatte, die ich selbst nicht ganz verstehen konnte. Daneben war die Musik mein ständiger Begleiter. Als der Frogner-Park 1967 und in den folgenden Jahren mein nächster Nachbar wurde, spazierte ich zwischen Gustav Vigelands Skulpturen hinauf zum Monolithen, dem höchsten Punkt des Parks, wo die in Stein gehauenen menschlichen Körper in die Höhe klettern, eine Weiterentwicklung von Munchs Menschenberg, dem es nicht gefiel, dass sein Kollege ihn kopierte. Aber dort, auf dem Gipfel des Parks, hatte ich einen Blick auf die Stadt, die Turmspitze der Uranienborg-Kirche und den Hügel Ekeberg. Ich konnte über den Fjord bis nach Nesodden blicken und die Lichter der letzten Flüge beobachten, die auf Fornebu landeten, dem alten, stimmungsvollen Flughafen mit einer Landebahn, die bis ins Wasser reichte. Was habe ich dort oben an diesem Aussichtspunkt gemacht, oft ganz allein? Nur ein einsamer Nachtwanderer.

Noch heute träume ich oft, dass ich nachts umherwandere, jedoch meist in den Klanglandschaften meiner Musik.

Der Januar 2023 ist da. Der Schnee kam. Catharina ging in unseren Garten am Bunnefjorden und machte ein Foto von der jungen Amsel, die in einem Obstbaum saß und deren Schnabel noch nicht gelb geworden war. Für mich war dies ein Gruß aus der Vergangenheit, von Brahms, von Frogner Plass und Frogner Park aus jenen Tagen. Amselgesang mitten in der Nacht...



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