U2
Biographie U2
U2
Sie sind jetzt seit über dreißig Jahren zusammen und das ist eine Ewigkeit im Pop. Seitdem ihr fünftes Album 'The Joshua Tree' sie 1987 in die Stadien katapultierte, halten sich U2 auf dem Platz der größten Rockband des Planeten. Keine Band hat sich öfter neu erfunden und ist dabei so konsistent geblieben. Immer wieder haben U2 überraschende Alben und atemberaubende Live-Shows hingelegt. In dieser ganzen Zeit versuchten natürlich verschiedenste Konkurrenten, ihren Thron zu stürmen. Erst The Clash, dann The Smiths, Nirvana, die Stone Roses und Blur. Einmal dachte man, R.E.M. würde sie übertrumpfen oder Oasis. Man mag noch andere Bands aufzählen: Radiohead, The Killers, Kings of Leon - aber je mehr man aufzählt, desto aussichtsloser wird der Vergleich. Was dabei am meisten besticht und ihre Konkurrenten in Rage bringt: U2 haben eigentlich immer die Spielregeln des Rock´n´Roll ignoriert. Kein wilder Sex. Keine Drogen (Ausnahme: Bassist Adam Clayton vor seinem Entzug). Nicht mal wirklich Rock´n´Roll - die Rolling Stones und die Christen von U2 sind Lichtjahre voneinander entfernt. Denn U2 verbreitet weder rebellisches Gedankengut und Teenager-Angst, sondern Freude. Das machte sie schon immer unbeliebt in London - Hauptstadt der Ironie - wo Freude total uncool ist, peinlich. Und das ist womöglich das Rückgrat ihrer drei Dekaden andauernden Glorie: U2 sind nicht cool. Sie haben keine Angst davor, dass sie jemand peinlich finden könnte, denn sie sind wirklich gut. Frontmann Bono ahnte das alles schon 1981, kurz nach der Veröffentlichung von U2s Debütalbum 'Boy'. 'Ich glaube, es ist unsere Bestimmung, eine der großen Bands zu werden', sagte er keck dem 'Rolling Stone' im Interview. 'Es gibt diese Chemie, diesen Zündfunken, der die Stones, die Who, die Beatles so einzigartig gemacht hat, und wir haben ihn auch.' Mächtige Worte vom damaligen Milchbart, ganz schön peinlich, er sollte Recht behalten.
Die Chemie von U2 vermählte die Do-it-Yourself-Haltung des Punk mit inbrünstigem Pathos, mit dem Message-Stadionrock eines Bruce Springsteen und den elegischen Ambient-Sphären von Brian Eno. Grundverantwortlich für den Sound der 'besten Band der Welt' ist Gitarrist David Howell Evans alias The Edge, den der 'Rolling Stone' 2003 in seine Liste der '100 Besten Gitarristen aller Zeiten' aufnahm.|Vorgespult zu Januar 2009: Bono ist früh aufgestanden. Er muss heute wieder mal jonglieren, changieren zwischen Familienvater, Rockstar und Sozialaktivist. U2s lang erwartetes zwölftes Album 'No Line On The Horizon' ist gerade fertig geworden. In ein paar Tagen wird die Band bei der Inauguration von Barack Obama in Washington auftreten. 'Die Welt wacht wieder auf', sagt Bono einem Reporter des 'Guardian'. Der Sänger scheint auf dem Gipfel seiner Bestimmung angekommen zu sein. Nach über dreißig Jahren in einer Post-Punk-Band, die 1981, auf ihrem zweiten Album 'October' Gott fand. 1983 Politrock machte, mit 'Sunday Bloody Sunday'. Die 1987 mit 'The Joshua Tree' einen Americana-Meilenstein hinlegte, sich 1991 auf 'Achtung Baby' Sonnenbrillen aufsetzte und Disco-Kugeln montierte und dann 2004 auf 'How To Dismantle An Atomic Bomb' den Kreis des Rock´n´Roll wieder schloss. 'Ein Grund ihrer Langlebigkeit', sagt ihr Produzent und Weggefährte Brian Eno, 'liegt darin, dass es U2 nie um sich selbst gegangen ist.'
Die Prominenz spielte Bono irgendwann als Trumpfkarte für sozialen Aktivismus aus, öffnete Türen im Vatikan, dem Weißen Haus, dem Bundestag: für Afrika, gegen Aids. Dabei ging er nicht nur politisch korrekte Allianzen ein: mit Nelson Mandela, Oprah Winfrey, Bill Gates, dem Autoren Jeffrey Sachs oder Bill Clinton. Nein, er traf sich auch mit den Irak-Krieg-Unterstützern Tony Blair und George Bush. Sein Tanz auf dem Polit-Drahtseil hat ihm viel Lob und viel Kritik eingebracht: 'Wahrscheinlich gibt es schlimmere Dinge, als von einem wohlhabenden irischen Rockstar mit Cowboyhut über Entwicklungshilfe für Afrika belehrt zu werden - nur fällt mir gerade nichts Schlimmeres ein', schrieb bissig der Reisejournalist Paul Theroux über Bono. Es gehe ihm nur ums Ergebnis, konterte der bebrillte Cowboyhut-Träger. 'Die Leute warfen mit Tomaten, wenn sie mich auf einem Bild mit Bush abhängen sahen. Aber als danach die US-Regierung die bisher größte Anti-Aids-Kampagne subventionierte, verstummten selbst die härtesten Kritiker.