Biographie Al Jarreau


Al Jarreau
Stilistische Grenzen haben Al Jarreau nie sonderlich interessiert. Seit Mitte der 1970er Jahre hat der vielseitige Sänger mit seinen unverkennbaren Gesangsstil - der eine einzigartige Kombination aus lyrischem Swing und fesselnder Vocalese ist - in einem breiten Spektrum musikalischer Genres brilliert. Mit seinem eklektischen Ansatz fuhr er im Laufe der Jahrzehnte Erfolge über Erfolge ein und schaffte es, als einziger Vokalist in der Musikgeschichte Grammys in drei unterschiedlichen Kategorien zu gewinnen: im Jazz, im Pop und im Rhythm’n’Blues.

Mittlerweile kann er auf eine fünf Jahrzehnte währende Karriere als Aufnahme- und Live-Künstler zurückblicken und hat mit 72 Jahren ein Alter erreicht, in dem viele Künstler kürzer treten oder sich gar ganz aus dem Musikbusiness zurückziehen. Doch von all dem möchte Jarreau noch nichts wissen. Seine Experimentierfreude ist ungebrochen und führt ihn immer wieder mit neuen musikalischen Partnern zusammen. So wie jetzt auf dem Album “Al Jarreau And The Metropole Orkest - Live”, das die Highlights zweier Konzertabende im Theater aan de Parade im niederländischen Den Bosch vereint. Die Bühne betrat er dabei mit einem 53-köpfigen Orchester, das ebenso versiert darin ist, klassische Musik wie Jazz zu spielen sowie alles dazwischen.

Geführt wird das Orchester, das vor zwei Jahren unter dem Titel “54” auch ein Album mit dem Gitarristen John Scofield aufnahm, seit 2005 von dem renommierten US-amerikanischen Arrangeur Vince Mendoza, der - wie Jarreau - schon mit einigen Grammys ausgezeichnet wurde. Elf Songs aus Jarreaus umfangreichem Werk bilden das Repertoire dieser CD. Was dieses Album selbst für eingefleischte Jarreau-Fans, die all seine Platten kennen, interessant macht, ist, dass er diese Nummern hier erstmals mit einem kompletten Orchester aufgenommen hat.

“Die Songs dürften vielen Leuten bereits bekannt sein”, gesteht Al Jarreau, “aber nicht so, wie wir sie nun präsentieren. Dieses Orchester hat ihnen einen völlig neuen Rahmen gegeben. Es gibt neue Phrasen und neue Interpretationen zu entdecken. Und es gibt natürlich Soli, die man nicht von den Originaleinspielungen kennt. Es wird absolut klar und deutlich, dass man bereits existierende Musik neu erfinden, neu beleben und restaurieren kann und sie vollkommen zeitgenössisch klingen lassen kann.”

Darauf, Altes wieder neu klingen zu lassen, hatte sich Al Jarreau schon früh spezialisiert. Der 1940 in Milwaukee, Wisconsin, geborene Künstler sang als Kind im Chor der Kirche, der sein Vater als Vikar vorstand. Und obwohl er sich so von klein auf mit Musik beschäftigte, studierte er doch zunächst Psychologie und sammelte erste Berufserfahrung als Sozialarbeiter. Die Musik trat bei ihm erst nach seinem Umzug nach Los Angeles in den Vordergrund, als er begann in kleinen Clubs an der Westküste aufzutreten.

Obwohl er Mitte der 1960er Jahre sein Debütalbum aufnehmen konnte, gelang es Jarreau doch erst 1975 mit dem zweiten Album “We Got By” in der Musikszene richtig Fuß zu fassen. Von der Kritik gleich überschwänglich gelobt, stellte sich - nach zwei Grammys in der Jazzkategorie -1981 mit “Breakin’ Away” auch der kommerzielle Erfolg ein. Von diesem Album, das Jarreau die Grammys Nummer drei und vier einbrachte (einen davon in der Sparte Pop), stammte seine erste Hit-Single “We’re In This Love Together”. Seine Popularität wuchs weiter an, als er 1987 den Titelsong für die beliebte Fernsehserie “Moonlighting” (“Das Model und der Schnüffler”, mit Bruce Willis und Cybill Shepherd in den Hauptrollen) einsang.

Doch wie es mit dem Erfolg so ist: er kommt und geht. In den 1990er Jahren sank Jarreaus Stern trotz der durchaus guten Alben “Heaven And Earth” (1992) und “Tenderness” (1994) ein wenig. Dann tat er sich 1998 wieder mit dem Produzenten Tommy LiPuma zusammen, unter dessen Ägide er fast ein Vierteljahrhundert zuvor “We Got By” eingespielt hatte. Die erneuerte Partnerschaft brachte eine Reihe erfolgreicher Alben hervor: “Tomorrow Today” (2000), “All I Got” (2002) und “Accentuate The Positive” (2004). 2006 entstand in Zusammenarbeit mit dem Gitarristen George Benson das Album “Givin’ It Up”, das mit zwei Grammys ausgezeichnet wurde.

Seit “Tenderness” aus dem Jahr 1994 wartet die weltweite Gemeinde der Al-Jarreau-Fans nun schon auf ein neues Live-Album ihres Stars. Mit “Al Jarreau And The Metropole Orkest - Live” wird ihnen dieser Wunsch nun endlich erfüllt. Und in was für einer Weise. Auf dem Programm standen neue Versionen von alten Erfolgsnummern wie “Água de beber”, “Spain”, “We’re In This Love Together” und “After All”, aber auch Remakes von Stücken, die er erst in den letzten zehn Jahren aufgenommen hatte: wie etwa Eddie Harris’ “Cold Duck”, Russell Ferrantes “Scootcha-Booty”, Freddie Ravels “Jacaranda Bougainvillea” oder “Something You Said”, Jarreaus Version des Weather-Report-Klassikers “A Remark You Made”.

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