Vladimir Kostadinovic feat. Wendel, Sipiagin, Locke, Keezer, Brewer, Potter – Iris

Review Vladimir Kostadinovic feat. Wendel, Sipiagin, Locke, Keezer, Brewer, Potter – Iris

Die US-amerikanische Kritik hat es schon einmal vorab gefeiert, das Album Iris des Jazz-Schlagzeuger Vladimir Kostadinovic. Er hat es seiner zur Zeit der Aufnahme achtjährigen Tochter gewidmet, die am Ende des Titelstückes sogar ein paar Worte sagt. Als Begleitung hat sich Kostadinovic eine All-Star-Band zusammengestellt, mit der er lebendigen Großstadt-Jazz aus den Lautsprechern sprudeln lässt.

Mit an Bord und auch auf dem Cover genannt sind die Saxophonisten Ben Wendel und Chris Potter, der Trompeter Alex Sipiagin, der Bassist Matt Brewer, der Pianist Geoffrey Keezer und der Vibraphonist Joe Locke. Sie begleiten den Drummer, der in Sebien geboren wurde und heute in Wien in Österreich lebt. Nicht in New York. Warum das wichtig ist?

Weil Vibraphonist Locke sagt, es falle ihm manchmal schwer, zu verstehen, wie europäische Musiker klingen können, als wären sie in einem urbanen amerikanischen Zentrum geboren und aufgewachsen. Was er damit meint ist zum Beispiel New York, die globale Hauptstadt des Jazz.

Der Auftakt des Albums mutet etwas seltsam an: Der Rhythmus wirkt irgendwie verstolpert, ein Kind erzählt etwas, doch schon nach kurzer Zeit beginnt Iris, sich zu entfalten. Zarte Vibraphon-Passagen, kräftige Saxophon-Gespräche, ein solides Schlagzeug-Solo geben einen Vorgeschmack auf das, was das Album bereit hält.

Und was es bereit hält, ist New Yorker Jazz frisch aus dem Club. Das klingt in Teilen konventionell amerikanisch, aber ändert nichts an der immens hohen Qualität der Darbietung. Die Musiker gehen in einer Vertrautheit auf einander ein, dass man glauben könnte, sie spielten schon seit Jahren intensiv miteinander. Ein schönes Beispiel hierfür ist The World Keeps Ending and The World Keeps Going On, in dem Unisono-Passagen mit energiegeladenen Soli abwechseln, in denen sich die Solisten teils Taktweise den Töne in die hand geben. Das ist hohe Schule, zumal, wenn es derart natürlich und selbstverständlich klingt.

Im Kleid eines Songs ist Is There A Heary In This House? gewandet, das sich mit zartem Schmelz in den Gehörgang schmiegt und mit seinem Fokus auf Harmonie und ruhigen Flow eine willkommene Pause schafft, die von der Ballade Echoes in Eternity noch ein bisschen verlängert wird, bevor es in den Endspurt geht.

Schön an der Aufnahme ist neben dem sehr natürlichen Klang und einer Staffelung, die einer Wohnzimmerbühne gleich kommt, auch der unaufgeregte Frequenzgang, der die Ohren vor all zu beißendem Diskant aus dem erregten Blechen bewahrt.

Das Album Iris von Vladimir Kostadinovic ist ein vielschichtiges Stück Jazz, das mit seinem reichen Fundus an Facetten immer wieder schön hören lässt. Ein tolles Album. (Thomas Semmler, HighResMac)

Vladimir Kostadinovic, Schlagzeug
Ben Wendel, Tenorsaxophon
Alex Sipiagin, Trompete
Joe Locke, Vibraphon
Geoffrey Keezer, Klavier
Matt Brewer, Bass
Chris Potter, Tenorsaxophon (Tracks 1, 2)

Foto: Lefty-Beatzz

Vladimir Kostadinovic feat. Wendel, Sipiagin, Locke, Keezer, Brewer, Potter – Iris

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