Petitiones Cordis Schola Stralsundensis & Maurice van Lieshout
Album Info
Album Veröffentlichung:
2013
HRA-Veröffentlichung:
18.12.2013
Label: Ramée
Genre: Classical
Subgenre: Chamber Music
Interpret: Schola Stralsundensis & Maurice van Lieshout
Das Album enthält Albumcover Booklet (PDF)
- 1 In Domino 03:54
- 2 O Virgo prudentissima 04:49
- 3 Vulnerasti cor meum 03:12
- 4 Nuptiae factae sunt 02:04
- 5 O pulcherrima inter mulieres 05:08
- 6 Alleluia, mane nobiscum Domine 03:56
- 7 Christ lag in Todesbanden 03:31
- 8 Ich will des Herren Zorn tragen 04:25
- 9 Allein zu dir, Herr Jesu Christ 08:15
- 10 Beati omnes, qui timent Dominum 07:30
- 11 Christus filius Dei 14:03
Info zu Petitiones Cordis
Handschrift 229 - für Nicht-Kundige klingt dies wie die Bezeichnung eines Beweisstücks in einem Kriminalfall. In Wahrheit verbirgt sich hinter der Signatur ein wertvolles Musik-Manuskript, aufgefunden im Archiv der alten Hansestadt Stralsund an der Ostsee. Es ist mit 1585 datiert und umfasst eine Kollektion von mehr als 100 geistlichen Motetten verschiedener Komponistengenerationen des 15. und 16. Jahrhunderts - von Josquin des Prez bis Gregor Lange, einem deutschen Komponisten, der im späteren 16. Jahrhundert als Organist in Frankfurt an der Oder wirkte. Bei den Werken handelt es sich vorwiegend um fünf- und sechstimmige Kompositionen. Von den ursprünglich sechs Stimmbüchern, in denen sie in Mensuralnotation festgehalten sich, haben sich allerdings nur vier erhalten (Altus, Tenoris, Sexta Vox und Basis).
Detektiv-Arbeit - Der Aufarbeitung des Manuskripts und der Rekonstruktion seiner Teile widmet sich in minuziöser Dedektiv-Arbeit die gebürtige Stralsunderin Antonie Schlegel, Blockflötistin und Alte-Musik-Forscherin, Absolventin u.a. der Weimarer Franz-Liszt-Musikhochschule und der Fontys-Hogeschool im niederländischen Tilburg. Um die Stücke der Handschrift zum Klingen zu bringen, gründete sie 2007 die Schola Stralsundensis. Ihr zur Seite steht der eigentliche Leiter des Ensembles, der niederländische Blockflötist Maurice van Lieshout, der Professor für Blockflöte an der Münchner Musikhochschule ist und darüber hinaus als Dozent an verschiedenen Instituten im Fachbereich Alte Musik wirkte. Eine jüngst erschienene CD der Schola präsentiert unter dem Titel 'Petitiones Cordis' (Herzenswünsche) eine Auswahl von elf Stücken aus der Stralsunder Handschrift - und zwar mit erstaunlichem Ergebnis…
Farbenpracht und Klangvielfalt - Mit viel Sinn für die aufführungspraktischen Realitäten in der Renaissance musiziert das Ensemble die Motetten nicht a cappella, sondern mit Begleitung. Und die vokalen und instrumentalen Kräfte, die das Ensemble dazu aufbietet, sind in der Tat imposant: Die Schola Stralsundensis besteht aus einer sechsstimmigen Vokalisten-Gruppe, einem fünfstimmigen Gamben-Consort, einem Trio von Traversflöten und einem sechsstimmigen Blockflöten-Ensemble. Und dieser Aufführungsapparat wird überaus differenziert und abwechslungsreich eingesetzt, so dass sich auf der CD die Auswahl der Stücke zu einem Panorama von beachtlicher Farbenpracht und Klangvielfalt verbindet. Faszinierend ist beispielsweise die Realisierung von Jacques Arcadelts Hochzeitsmotette 'Nuptiae factae sunt' mit einer sonoren, klangschönen Bass-Stimme, die von einem dichten, pastosen Klangkontinuum aus Gamben, Dulzian und Regal begleitet wird. Dem dunkel und warm getönten Klang dieser Motette steht die Helle von Ludwig Senfls 'Alleluia, mane nobiscum' gegenüber: Travers- und Blockflöten liefern den reizvollen Vorspann für die sich anschließende Entfaltung einer plastischen, wunderbar durchhörbaren Vokalpolyphonie…
Schöne Stimme, tolle Instrumentalisten, wohl überlegte Dramaturgie, ein ungewöhnliches Repertoire - die brandneue CD der Schola Stralsundensis kann mit vielem punkten. Nach der Musikauffassung der Zeit, aus der die Stralsunder Handschrift datiert, sollte Musik nicht zuletzt der 'Seelenruh' und einem 'fröhlichen Herzen' dienen: 'Petitiones Cordis' (Herzenswünschen), denen die Schola Stralsundensis nachkommt.“ (Klaus Meyer, BR Klassik)
Schola Stralsundensis:
Simon Borutzki, bass
Christoph Dittmar, altus
Martin Erhardt, recorder and portative organ
Elizabeth Farrell, flute
Ute Faust, viola da gamba
Holger Faust-Peters, viola da gamba
Dietrich Haböck, viola da gamba
Daja Leevke Hinrichs, flute
Katharina Holzhey, viola da gamba
Miyoko Ito, viola da gamba
Anna Kellnhofer, soprano
Stefanie Lüdecke, recorder
Milo Machover, tenor and flute
Silvia Müller, recorder
Hugo Pieri, bariton
Antonie Schlegel, recorder and bass dulcian
Ingo Voelkner, recorder
Dorothea Wagner, soprano
Maurice van Lieshout, recorder and direction
Schola Stralsundensis
1577 wurden die “XXIIII Cantiones” von Eucharius Hoffmann als Scholae Stralsundensis Cantore veröffentlicht. Anlässlich des Projektes “Die Stralsunder Motettenhandschrift 1585” gründete sich das Ensemble aus Vokalsolisten und Instrumentalisten und übernahm den historisch verbürgten Namen.
Die Musiker verschiedener Nationalitäten haben sich in ihren Studien intensiv mit der frühen Musik des Abendlandes, ihrer Traditionen, Notationen und Aufführungspraktiken auseinandergesetzt – beispielsweise mit der Berücksichtigung der historisch überlieferten Solmisationstechnik, mit dem Spiel auf historischem Instrumentarium und mit dem Musizieren aus Chorbuch und Stimmbüchern.
Maurice van Lieshout
studierte Blockflöte und Klavier am Königlichen Konservatorium in Den Haag und an der Scuola Civica Milano. 1995-2011 war er Dozent für historische Improvisation an der Hochschule für Musik und Theater Leipzig. Von 2004 bis 2007 lehrte er am Fontys Conservatorium Tilburg im Fachbereich "Early Modal Music and Vocal Ensemble", von 2004 bis 2008 war er dort außerdem Leiter des Masterstudiums "Modale Musik". Seit 2007 hat er an der Hochschule für Musik Saar eine halbe Professur für Alte Musik, sowie seit dem Studienjahr 2001/12 eine Professur für Blockflöte an der Hochschule für Musik und Theater München inne. Van Lieshout gründete 1993 das Ensemble für spätmittelalteriche Musik Fala Música. 2007 übernahm er die künstlerische Leitung der Schola Stralsundensis und widmet sich mit diesem Ensemble der Musik des 16. Jahrhunderts. Gastdirigate bei der Wiener Akademie und bei dem Barockorchester Capella Leopoldina in Graz belegen seine Beschäftigung mit der Musik des 17. und 18. Jahrhunderts. Im Bereich der Neuen Musik arbeitete er intensiv mit dem Schlagzeuger Eduardo Leandro zusammen.
Booklet für Petitiones Cordis