This Is Forever Captain Capa

Album info

Album-Release:
2017

HRA-Release:
28.04.2017

Label: Audiolith

Genre: Electronic

Subgenre: Electro-Pop

Artist: Captain Capa

Album including Album cover

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  • 1 Nightwings 03:39
  • 2 The Fever 04:20
  • 3 Clarendon 04:16
  • 4 Vantaheart 04:36
  • 5 Kings of Nothing 04:18
  • 6 O O O 04:20
  • 7 Athena 04:13
  • 8 This Is Where I Lost You 04:19
  • 9 Gazer 02:58
  • 10 The Weeks After 04:12
  • 11 Judd Apatow Lied to Me 02:47
  • 12 Savescummer 03:57
  • 13 Trondheim 03:58
  • 14 Anomaly 87.1 03:15
  • Total Runtime 55:08

Info for This Is Forever

Mit "The Fever" streuen Captain Capa Salz in Wunden, die ihr längst vergessen habt und erinnern an das eine große Ding, das euch damals durch die Lappen gegangen ist. Schlimmer noch: Sie stellen sich vor, wie es wäre, sich bei Schnaps und Blitzlicht nostalgisch damit in den Armen zu liegen und das verdammte Fieber von früher wieder zu beleben. Nostalgisch klingen deshalb auch die warmen Synthies, die tighten Funk-Gitarren und das Echo der fiesen Wahrheit: “Time has worked against us.” Wer zu dem Refrain nicht im Konfettiregen mit seinen Dämonen tanzen will, wirft den ersten Stein.

Vorweg: Natürlich ist das Captain Capas beste Platte geworden, selbstverständlich sind sie jetzt reifer als vorher und mit Sicherheit haben sie dabei sich selbst neu erfunden. Die Band hat „neue Ufer erschlossen“, sich in „ganz ferne, musikalische Gefilde gewagt“ und „ihr Werk in neue Sphären gehoben.“ Ihr wisst Bescheid.

Was liest man sonst so in Pressetexten? Dass Ashi, der Sänger, zwei Jahre auf einer japanischen Reisfarm gearbeitet hat, nur um sich auf dieses Album vorzubereiten? Dass Gitarrist Marco barfuß um den Globus gereist ist, um Solo-Techniken von den ärmsten Gitarrenvirtuosen der Welt zu studieren? Dass Mario, der gutaussehende Techniker der Band, einen solarzellenbetriebenen Synthesizer aus Buntglasresten erfunden hat, der gleichzeitig Hooklines spielt UND die Umwelt rettet? Könnte man alles hier schreiben, wäre aber gelogen.

Nein, wir werden heute nicht versuchen, euch mit einer wilden Backstory um den Finger zu wickeln. Also reden wir Klartext: Captain Capa haben ein neues Album aufgenommen. Wir erinnern uns: Vor tausend Jahren gab es für die Band aus dem Audiolith-Zirkus den New Music Award, danach zwei USA-Touren in den Fängen der Vans Warped Tour und auf dem letzten Album-Cover war ein Fuchs, der die Band entgegen ihrem ausdrücklichen Willen nicht DIREKT in den Mainstream geschleudert hat. Es folgte ein aalglatter Besetzungswechsel mit dazugehöriger EP und vereinzelten Singles, um sich selbst und den Schwarm bei Laune zu halten. So haben Captain Capa die letzten Jahre damit verbracht, in ihrer neuen, dreiköpfigen Besetzung zusammenzuwachsen und auszuloten, was sie von diesem Biest „Musik“ eigentlich wollen. Fame!? Geld!? Sowas ähnliches wie Erfüllung!? Berechtigte Frage, denn die Wahrheit ist: Musikmachen ist nicht immer easy, Touren ist nicht immer easy, ein Album aufnehmen ist nicht immer easy. Das hat gerade an Captain Capa Sänger Ashi so sehr genagt, dass er als Autor eine ganze Reihe an VICE-Kolumnen damit gefüllt hat, sich genüsslich über die Schattenseiten des Bandlebens auszulassen. Dementsprechend verkopft ging es dann auch beim Songwriting zu: Plötzlich drehten sich die Fragen im Studio nicht mehr um gute Hooks und mitreißende Refrains, sondern darum, wie viele alteingesessene Fans man vergrault, wenn man „Ah“ statt „Oh“ singt oder ob man es trotzdem auf die 10.000 Youtube-Klicks schafft, wenn der Song auf 142 statt 132 BPM pumpt.

Dass „This Is Forever“ trotzdem der bunte, mitreißende Pop-Bastard geworden ist, der jetzt vor euch liegt, ist einer späten Erleuchtung zuzuschreiben. Captain Capa wissen nicht mehr genau, beim wievielten Gespräch in der Popmusiker-Burnout-Selbsthilfegruppe es passierte, aber der Knoten ist gerade noch rechtzeitig geplatzt. Mit wahnhaftem Grinsen haben sie den prall gefüllten Ordner “SONGBAUSTELLEN 2015-2016” und das „how_to_build_a_popsong” PDF vom Desktop direkt in die ewigen Jagdgründe geschickt und nochmal bei Null angesetzt.

Die Songs, die in den Monaten danach entstanden sind, klingen nach drei Buddies, die sich mit beinahe kindlicher Verspieltheit kompromisslos und (fast) ironiefrei an ihrer ganz eigenen Vorstellung vom perfekten, aufgeregten Popsong ausgetobt haben. Das heißt für Captain Capa, dass zwischen den Hagel aus Wave-Synths, Emo-Geschrammel und Hipster-Chillwave eben auch triefende Eighties-Gitarren, hochgepitchte Nineties Vocals, eine verdrogte R&B-Ballade und ein verdammter Reggae-Beat gehören. Dass dieser immer elektronische und immer tanzbare Rundumschlag diesmal nicht (nur) mit Texten über geplatzte Liebschaften besungen wird, sondern mit all dem düsteren, ungesunden Scheiß, den man als verirrte End-Zwanziger so mit sich herum trägt, macht aus dem Album eine brenzlige Mischung, die schlicht und einfach irre spannend ist. Da darf die schmeichelnde Eighties-Ballade schon mal aus der Sicht des stalkenden Ex-Freundes erzählt werden, der zerstückelte Reggae-Beat von lähmender Depression berichten und die ballernde Techno-Nummer mit absurden Weltuntergangsfantasien beschrien werden.

Hannes "Ashi" Naumann, Gesang
Marco Pilzecker, Gitarre
Mario Saegling, Synthesizer




Captain Capa
Wenn auf der Bühne glasklarer Elektropop von wuchtigem Emo-Geballer zerstückelt wird und dazwischen ein nervös zuckender Sänger verhallte Refrains ins Dunkel schreit, seid ihr wahrscheinlich auf einem Captain Capa Konzert. Das Dreiergespann hat nach vier Jahren Selbstfindungstrip, Besetzungswechsel und EP-Experimenten endlich ein frisches Album am Start und es unbescheiden “This Is Forever” getauft.

Ein bunter, zügelloser Pop-Bastard ist es geworden - genau das also, was die Jungs seit Jahren live auf die Bretter stellen. Eine schonungslos intime, elektronische Bestie, die am laufenden Band Klischees auftischt, bricht und im selben Atemzug wieder über Bord wirft.

Dass die sägenden Synth-Wände, die durch den elektronischen Fleischwolf gedrehten Collegerock-Parolen oder die flimmernden Eighties-Gitarren zwischen den astreinen Popsong-Gerüsten hier und da Fragezeichen hinterlassen ist völlig okay. Bei Captain Capa geht es ganz einfach und ungeschönt um Feelings! Das ist für eingefleischte Fans die Therapiesitzung des Jahres und für zögernde Kopfschüttler am Ende doch die unterhaltsamste Überraschung des Abends. Captain Capa haben noch Platz in ihrer Selbsthilfegruppe und erwarten euch mit offenen Armen im Blitzlicht.

"Es sind die Melodien, herrliche Melodien hinter einem minimal schiefen Wavegesang auf schnellen Beats, die das doch zuletzt etwas überstrapazierte Genre des Electropop hier in neuestem Licht erstrahlen lassen. In einer Zeit, in der ein künstlerischer Konkurrenzkampf nicht mehr über das bessere Album oder gar die bessere Single entschieden wird, sondern über den besten Refrain, sind die zwei Thüringer Jungs von Captain Capa so dermaßen vorne mit dabei, dass andere gelb vor Neid werden sollten. Die jüngeren Leser werden begeistert auf den Dancefloor tapsen, die älteren anerkennend ihre kahlen Schädel im Takt schütteln. Mit Techno hat das zwar alles nur ganz am Rande zu tun, es ist eher Hochgeschwindigkeitspop, der aber zielt direkt auf die Tanzfläche und noch weit darüber hinaus." (INTRO)



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