Eduard Künneke: Dance Suite (Tänzerische Suite) Munich Radio Orchestra & Ernst Theis
Album info
Album-Release:
2023
HRA-Release:
20.10.2023
Label: BR-Klassik
Genre: Classical
Subgenre: Vocal
Artist: Munich Radio Orchestra & Ernst Theis
Composer: Eduard Künneke (1885-1953)
Album including Album cover
- Eduard Künneke (1885 - 1953): Taenzerische Suite:
- 1 Künneke: Taenzerische Suite: Ouverture. Tempo des Foxtrot 06:50
- 2 Künneke: Taenzerische Suite: Blues 05:15
- 3 Künneke: Taenzerische Suite: Intermezzo 04:01
- 4 Künneke: Taenzerische Suite: Valse Boston 05:47
- 5 Künneke: Taenzerische Suite: Foxtrot 06:48
Info for Eduard Künneke: Dance Suite (Tänzerische Suite)
Der wilde Sound der 20er: 1929 nahezu gleichzeitig entstanden, porträtieren die Rundfunkmusiken von Hanns Eisler (1898–1962) und Eduard Künneke (1885–1953) die „neue Zeit“ und das neue Medium. Kaum unterschiedlicher könnten die Ergebnisse sein: Während Eisler beim skandalumwitterten Baden-Badener Musikfest eine kritische Auseinandersetzung mit dem neuen Genre und der Technikbegeisterung seiner Zeit aufs Podium bringt, wird am Vorabend der Berliner Funkausstellung Künnekes „Tänzerische Suite“ über den Äther geschickt. Hier erklingt ungebremste Lebensfreude, wenn sich Orchester und Jazzband die Bälle zuwerfen. Denn nach ein paar Saisons am New Yorker Broadway stand für Künneke fest: „Der Rhythmus unterscheidet in der Musik die neue von der alten Zeit.“
Erst sechs Jahre jung war das Zeitalter des Rundfunks in Deutschland, und die Republik kaum doppelt so alt. Hanns Eislers Rundfunkkomposition Tempo der Zeit wurde im Hochsommer des Schicksalsjahres 1929 beim damals wie heute wichtigsten deutschen Avantgardefestival uraufgeführt. Drei Monate später, am „Schwarzen Freitag“, riss der Börsencrash genau diejenigen, an die sich die Kantate wandte, den „kleinen Mann“, in großer Zahl in einen Abgrund aus Armut, Arbeitslosigkeit und Hunger. Zuvor schienen die Verheißungen der Moderne selbst für Fabrikarbeiter und Hausmädchen in größere Nähe gerückt zu sein. Transatlantikflüge, Radioübertragungen, heiße Jazz-Rhythmen – alles wird immer schneller, „hotter“, zugänglicher, mit einem Wort: moderner. Der neue Glaube heißt Fortschritt durch technische Errungenschaften, was vor allem dem „kleinen Mann“ Teilhabe an Bildung, Unterhaltung und Wohlstand verschaffen soll. „Das ist alles sehr schön, was Sie uns da erzählen“, erhebt sich die Stimme des Sprechers in der Kantate – jedoch: kann die Gesellschaft diese Heilsversprechen einlösen? Skepsis ist angebracht: „Ja, wer Geld hat, reist fein durch die Welt! Und wer keins hat, der muss eben laufen ...“
Hanns Eisler, der Schöpfer gleich zweier DDR-Hymnen und zahlloser Hollywood-Filmmusiken, wächst in Leipzig und Wien in eher bescheidenen Verhältnissen auf, der Vater ist Philosoph und Atheist mit jüdischen Wurzeln. Hanns gilt als unangepasst und geht ohne Schulabschluss ins Leben, allerdings komponiert er, seit er elf ist. Beim Militär steht er schon bald als Radikaler unter besonderer Beobachtung und schreibt im Schützengraben ein Oratorium gegen den Krieg. Das Manuskript geht verloren, nicht aber der Berufswunsch: 1919 nimmt ihn Arnold Schönberg als Schüler an. Musikalisch begegnen sie sich mit gegenseitiger Achtung, ideologisch tun sich Gräben auf. Der Monarchist urteilt über seinen Eleven: „Es ist wirklich zu dumm, dass erwachsene [...] Künstler, die wahrhaftig Besseres zu sagen haben, sich mit Weltverbesserungstheorien einlassen.“ Weiter ätzte Schönberg, Eisler möge schweigen und Noten aufs Papier schreiben, das zumindest könne er.
Bereits 1917 äußerte Eisler angesichts der Revolution in Russland, man dürfe nicht über Kunst sprechen, ohne sich mit diesem „grandiosen Ereignis auseinanderzusetzen“. Dieser Zwiespalt prägte auch sein weiteres Schaffen, wenn er als Zwölftöner in den Katalog eines renommierten Wiener Verlagshauses aufgenommen wurde und gleichzeitig zum Arbeiter-Massenlied fand. Mit dem Sänger Ernst Busch bildete Eisler in Berlin das Agitprop-Dreamteam der späten 1920er Jahre. Einige der Liedertexte, die Eisler für Busch in Melodien goss, stammten von einem gewissen David Weber, den Eisler 1927 kennenlernte. Weber hieß eigentlich Robert David Winterfeld (1899–1978) und veröffentlichte seine Kunst unter verschiedenen Pseudonymen. Für klassenkämpferische Verse nutzte er den „David Weber“ und als Robert Gilbert erntete er Weltruhm für Schlagertexte wie Das ist die Liebe der Matrosen und Ein Freund, ein guter Freund. In der heißen Phase des Arbeiterkampfliedes entstanden in Zusammenarbeit mit Eisler unter anderem Auf den Straßen zu singen, das Stempellied und Das Lied eines Arbeitslosen.
Ruth Volpert, Alt
Christopher Dollins, Bass
Clemens Nicol, Sprecher
Annekatrin Hentschel, Moderation
Madrigalchor der Hochschule für Musik und Theater München
Münchner Rundfunkorchester
Ernst Theis, Leitung
Ernst Theis
Born in Upper Austria, Ernst Theis studied in Vienna at the University of Music and Performing Arts (now the University of Music and Performing Arts Vienna). His beginnings as a conductor lie with the Österreichische Kammersymphoniker, as whose artistic director and managing director he was intensively involved with music of the classical modern period, contemporary music and later also Viennese classical music from 1991 -2003. During this time, he recorded two CD series, a four-part series for cantate-musicaphon, which was centrally dedicated to classical modernism with works by Arthur Honegger, Darius Milhaud, Bohuslav Martinu and Erwin Schulhoff, and later he recorded what is still the world's only complete recording of all of Joseph Haydn's piano concertos for the ARTS MUSIC label. In the course of his work with this orchestra, with which he performed a cycle at the Vienna Konzerthaus for many years and also appeared at various festivals, he became a stand-in at the Vienna Volksoper, which subsequently engaged him as conductor for almost four years.
His career then took him to many orchestras at home and abroad, such as the St. Petersburg Philharmonic, the MDR Symphony Orchestra Leipzig, the Staatsphilharmonie Rheinland Pfalz, the ORF Radio Symphony Orchestra Vienna, the Munich Radio Orchestra, the NDR Radiophilharmonie Hannover, the Deutsche Radiophilharmonie Saarbrücken/Kaiserlautern, the Bruckner Orchestra Linz, the Slovak Philharmonic, the Bochum Symphony Orchestra, the Shenzhen Symphony Orchestra (China) and many others. In these contexts he opened up the great concert repertoire, but also works of classical modern and contemporary music.
From 2003 to 2013, he held the position of principal conductor of the Dresden State Operetta, which was then in crisis. His decidedly conceptual and visionary approach to artistic work opened up the recording market for this theatre. Since 2005, he and his ensemble have produced a total of eight double CDs with works by Franz Schreker, Ernst Toch, Kurt Weill, Paul Hindemith, Pavel Haas and others. (RadioMusiken Volume I and Volume II) but also internationally acclaimed recordings of operettas by Johann Strauss (Das Spitzentuch der Königin, Der Carneval in Rom, Prinz Methusalem) for the German label CPO.
The highly acclaimed artistic development of his Dresden ensemble has led to engagements at renowned concert halls such as the Cologne Philharmonie, Hamburg's Laeisz-Halle and the Brucknerhaus Linz, and to repeated invitations to renowned festivals such as the Kurt Weill Fest Dessau. With his profile-forming conceptual lines in the areas of opera, operetta and musicals, he finally developed his ensemble from a potential candidate for closure, the Dresden State Operetta, to a candidate for a new theatre building in 2003. In 2011, the political decision was made to build a new theatre.
He regularly gives guest performances internationally as a conductor, but also remains true to established concepts such as the RadioMusiken project, which he has been working on for many years as a recording project with the Akademie der Künste Berlin, Deutschlandradio, Mitteldeutscher Rundfunk and the German CD label CPO.
His most recent recordings, not yet released, were with the Munich Radio Orchestra and the ORF Vienna Radio Symphony Orchestra.
In 2018, Maestro Ernst Theis recorded the new complete recording of the operetta "Gräfin Mariza ("Emmerich Kálmán") for Bayerischer Rundfunk. Today, Ernst Theis works successfully with many orchestras on various continents in an artistic spectrum that ranges from the early Viennese classical period to the avant-garde. Since 2016, he has also been the artistic director of the KLANGBADHALL festival.
This album contains no booklet.