Tales of Herbst (feat. Franz Hautzinger, Matthias Loibner & Peter Rosmanith) Brot & Sterne
Album info
Album-Release:
2017
HRA-Release:
03.03.2017
Album including Album cover
- 1 Aufbrechen 04:07
- 2 Sissi's Dream 04:03
- 3 Kleines Halali 03:47
- 4 Schlafmohn 06:24
- 5 In a Silent Way 06:35
- 6 Unterm Mostbirnenbaum 05:32
- 7 L'amour 04:34
- 8 Rimmal 05:57
- 9 Da Hawara Van Arara 07:03
- 10 Erlkönig 05:06
- 11 Standlicht 04:54
- 12 Heimweg 03:52
Info for Tales of Herbst (feat. Franz Hautzinger, Matthias Loibner & Peter Rosmanith)
Slightly distorted: Die berühmteste Aufzählung von Musikinstrumenten der Pop-Geschichte geht so: “…grand piano…..reed and pipe organ…glockenspiel……bass guitar….double-speed guitar”; dies wird leise, aber deutlich vernehmbar angekündigt, und dann, nicht ohne Stolz, heißt es: „two slightly distorted guitars!“
Was hat jene geflüsterte Auflistung mit dieser CD hier zu tun?
Und warum fiel mir beim Anhören jene Platte, „Tubular Bells“, von Mike Oldfield, 1973, ein, tauchten ausgerechnet die Worte „slightly distorted“ vor dem inneren Auge auf?
Erstens macht manchmal eine leichte Verzerrung ein Bild erst schön. Dasselbe gilt für den Klang. Bisweilen freut uns ein wenig Schmutz unter den Fingernägeln der musizierenden Hände. Matthias Loibners Drehleier klingt manchmal „slightly distorted“, und dieser Effekt muss gar nicht durch elektronische Hilfsmittel bewerkstelligt werden. Wenn Loibner seine Schnarrsaite aktiviert (bitte fragen Sie mich jetzt nicht, wie das geht, auf Loibner´s website lässt sich´s nachlesen), dann durchfährt die Musik ein Blitz.
Auch Franz Hautzinger´s Sound-Palette verfügt über „slightly distorted colours“, als legte man über den klaren Ton ein Seidenpapier. Dass schließlich Peter Rosmanith´s uferlose Vielfalt ebenfalls die „leichte Verzerrung“ beinhaltet, versteht sich geradezu von selbst.
Zweitens wünsche ich immer wieder, dass mir jemand ein wenig ins Ohr flüstert, welche Instrumente gerade „dran“ sind bzw. was mit ihnen gerade „passiert“. Wie eine gute Synchronisation am unteren Bildrand würde mir das Hören solcherart erleichtert.
Gibt´s natürlich nicht, so einen Leitfaden, „des spüt´s ned“, mögen die Musiker mir sagen. Und gut so, denn man soll ja mit den Ohren in die Musik hineinkriechen, und sich selbst den Reim drauf machen, track für track, Stück für Stück.
Es sind freilich freie Reime, die sie uns vermitteln. Viel sei frei improvisiert, hat mir einer erzählt, vereinbart sei oft gar nichts, und aus dem Nichts entstehe dann ein Etwas, eine elegant-rasante Groove (Aufbrechen), ein gemeinsames emsiges Töne-Klauben (Unterm Mostbirnenbaum), oder das irrlichternde Leuchten einer Fata Morgane (Standlicht).
Der Ganz-, Halb- und Viertelton-Trompeter aller Klassen, der Drehleier-Befreier und der Geheimrat der Rhythmen: Sie haben schon viel gespielt, sind Jahrzehnte in der Musik-Szene unterwegs, die sich keinen genre-Stempel aufdrücken lässt. Jeder von ihnen bietet in seinem Feinkostladen ein Fülle an Waren an. „Brot und Sterne“ belegt bei allen dreien nur einen Teil des Schaufensters ihres Geschäftes. Das geht auch gar nicht anders, will man sich in Gewässern, die weit entfernt vom Mainstream fließen, über Wasser halten. Ob sie mit dem CD-Titel auch die eigenen Lebensläufe meinen, wage ich nicht anzunehmen. Vielleicht bedeutet „Tales of Herbst“ ja ohnehin nur, dass der Herbst die beste Jahreszeit zum Geschichten-Erfinden ist.
Das aufreibende Multitasking diversester Projekte hat Hautzinger, Loibner & Rosmanith jedenfalls zu Sprachkünstlern sondergleichen gemacht. Ihr Vokabular ist so reich, dass sich das Risiko der freien Improvisation auszahlt. An Einfällen mangelt es nicht – es geht wohl eher ums Weglassen des Unnötigen. So sind die zauberhaftesten Momente dieses Albums jene der freiwilligen Klang-Kasteiung, des stillen Weges. In A Silent Way: Logisch, dass, inmitten der Fülle an Eigenkompositionen, die einzige Cover-Version eine Musik der ganz wenigen Töne ist.
Und mir fallen beim Hören des ganzen wunderschönen Albums, mit all seinen rätselhaften Namen, noch zwei andere Stück-Titel ein, die dem originalen „In A Silent Way“ (1969) vorausgingen: „shhh/peaceful“. (Albert Hosp)
Franz Hautzinger, trumpet, electronics
Matthias Loibner, hurdy-gurdy, electronics
Peter Rosmanith, hang, percussion
Recorded 2015-2016 by Jupp Prenn
Mastered by Wolfgang Loos, Traumton Studios, Berlin
Brot & Sterne
das sind drei Meister auf ihren Instrumenten: Franz Hautzinger (Trompete), Matthias Loibner (Drehleier) und Peter Rosmanith (Perkussion, Hang). Sie sind aber auch drei Freunde, die herzlich, genießerisch und behutsam Träume herbeimusizieren, in denen sich Bilder und Töne ganz ungewöhnliche Geschichten erzählen. "Tales of Herbst" ist das erste Album des Trios. Es setzt sich ganz ungezwungen irgendwo auf freie Stühle zwischen Jazz, Weltmusik und Klassik. Kein Wunder. Franz Hautzinger gilt als trompetender Freigeist, der seit Jahren seinen eigenen Weg geht und im Jazz sowie in der freien Improvisationsszene hoch geschätzt wird. Matthias Loibner ist ein Innovator auf seinem altehrwürdigen Instrument und hat für sein expressives Spiel schon den Beinamen "Jimi Hendrix der Drehleier" erhalten. Peter Rosmaniths handgreifliche Tätigkeiten reichen vom feste Dreinschlagen übers dezente Anklopfen bis zum sanften Streichen - egal wie, mit jedem seiner Impulse entfacht er einen Groove, in dem sich die Klänge seiner beiden Mitstreiter perfekt betten.
"... Es ist ein echtes Erlebnis, sich durch „Tales of Herbst“ zu hören, eines, das wirklich in einem hohen Maße die Fantasie anregt. Franz Hautzinger, Matthias Loibner und Peter Rosmanith zeigen sich auf ihrem Album als Geschichtenerzähler, denen es auf ganz besondere Art gelingt, mit ihrer Musik ganz tief unter die Haut zu gehen." (mica.at, Michael Ternai)
This album contains no booklet.